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Wirtschaftseliten auf Distanz: Trumps Zollpolitik sorgt für wachsendes Unbehagen unter Großinvestoren

DMZ – GLOBAL ¦ Anton Aeberhard ¦  

 

Widerstand im eigenen Lager: Führende Wirtschaftsvertreter wenden sich zunehmend von Donald Trumps handelspolitischem Kurs ab. Angesichts steigender Inflationsgefahren und wachsender Rezessionssorgen formiert sich Kritik – auch aus konservativen Kreisen.

 

Von der Wall Street bis ins Silicon Valley mehren sich warnende Stimmen gegen die Wirtschaftspolitik von Donald Trump. Besonders Trumps entschlossene Rückkehr zu protektionistischen Maßnahmen sorgt in Wirtschaftskreisen für Unmut – und möglicherweise für einen Bruch mit Teilen seiner bisherigen Unterstützerbasis.

 

Kritik von prominenter Seite

Zu den prominentesten Kritikern zählt Jamie Dimon, Vorstandsvorsitzender der Großbank JPMorgan Chase. Er warnt offen vor den gesamtwirtschaftlichen Risiken, die mit einer Renaissance hoher Importzölle verbunden sind. Die Verteuerung von Rohstoffen und Vorprodukten könne die Inflationsspirale weiter anheizen und letztlich eine Rezession auslösen. Die Vereinigten Staaten, so Dimon, befänden sich in einem „ökonomischen Hochseilakt, der durch politische Alleingänge gefährlich ins Wanken geraten kann“.

 

Auch andere einflussreiche Akteure der Wirtschaft mahnen zur Vorsicht. David Ricks, CEO des Pharmaunternehmens Eli Lilly, äußerte kürzlich seine Sorge, dass protektionistische Maßnahmen die Innovationskraft amerikanischer Unternehmen untergraben könnten. „Wenn Forschung und Entwicklung durch steigende Kosten unter Druck geraten, ist das ein Risiko für unseren Standort und für die Beschäftigten“, so Ricks.

 

Musk: Zölle zwischen Europa und USA „absurd“

Besonders deutlich wurde Tesla-Chef Elon Musk, der sich für einen umfassenden Abbau transatlantischer Handelsbarrieren einsetzt. In einem viel beachteten Beitrag bezeichnete er die bestehende Zollpraxis zwischen den USA und Europa als „veraltet und wirtschaftsfeindlich“. Gleichzeitig übte er scharfe Kritik an Peter Navarro, einem der Architekten von Trumps Handelsagenda im Weißen Haus. Navarro stehe für ein Weltbild, das modernen globalen Wertschöpfungsketten nicht mehr gerecht werde, so Musk.

 

Wachsende Zweifel unter Republikanern

Die Kritik bleibt nicht auf wirtschaftliche Kreise beschränkt. Auch einzelne republikanische Senatoren zeigen sich zunehmend irritiert über die Richtung, in die Trump seine Wirtschaftspolitik lenkt. Ein namentlich nicht genannter Senator sagte gegenüber einem US-Medium, dass Trumps Maßnahmen „längerfristig den Wohlstand des Landes gefährden könnten“.

 

Ökonomische Warnzeichen mehren sich

Ökonomen weisen darauf hin, dass die USA mit den neuen Zollregelungen die höchsten Handelsbarrieren seit über einem Jahrhundert errichten würden – ohne parlamentarische Kontrolle. Die Konsequenzen könnten gravierend sein: Unterbrochene Lieferketten, Engpässe bei Konsum- und Industriegütern sowie ein spürbarer Rückgang des Vertrauens von Verbraucherinnen und Investorinnen. „Wenn Haushalte den Gürtel enger schnallen, steht ein erheblicher Teil des BIP zur Disposition“, warnt die Ökonomin Susan Meyers vom Economic Policy Institute.

 

Fed in der Zwickmühle

Die US-Zentralbank steht vor einer schwierigen Doppelaufgabe: Sie soll einerseits die Inflation unter Kontrolle halten, andererseits einer konjunkturellen Abkühlung entgegenwirken. Die von Trump angestoßene handelspolitische Eskalation könnte diese Balance empfindlich stören. Denn geldpolitische Gegenmaßnahmen stoßen in einem Umfeld struktureller Verwerfungen schnell an ihre Grenzen.

 

Zerreißprobe für ein wirtschaftliches Erfolgsmodell

Die aktuellen Entwicklungen lassen darauf schließen, dass Trumps wirtschaftspolitischer Kurs zunehmend auf Widerstand bei jenen stößt, die ihn einst als Garanten für wirtschaftliche Stabilität unterstützt haben. Sollten sich die Stimmen der Kritik weiter mehren, könnte dies nicht nur Trumps Rückhalt in der Wirtschaft erodieren lassen – sondern auch nachhaltige politische Folgen nach sich ziehen.


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