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Statistik des Bundes zeigt komplexes Bild der wirtschaftlichen Lage
Bern – Die wirtschaftlichen Herausforderungen in der Schweiz haben 2024 erneut deutliche Spuren hinterlassen: Mit insgesamt 17'036 eröffneten Firmen- und Privatkonkursverfahren wurde ein neuer Höchststand erreicht. Das geht aus der aktuellen Betreibungs- und Konkursstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS) hervor. Damit setzte sich der seit 2021 anhaltende Aufwärtstrend bei den Konkursen im vierten Jahr in Folge fort – seit den frühen 1990er-Jahren hat sich die Zahl der Verfahren mehr als verdoppelt.
Zunahme nahezu in allen Landesteilen
Besonders deutlich fiel die Zunahme der Konkurseröffnungen in den Kantonen Zürich (+244 Verfahren) und Tessin (+228) aus. Prozentual stachen jedoch andere Kantone hervor: Zug verzeichnete mit einem Plus von 31 % die grösste relative Zunahme, gefolgt von Tessin (+25,5 %) und Basel-Landschaft (+23,6 %). Nur fünf Kantone meldeten 2024 einen Rückgang der Konkurseröffnungen, darunter Freiburg (−20 Fälle) und Jura (−15).
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den gesellschaftsrechtlich bedingten Auflösungen aufgrund organisatorischer Mängel (Art. 731b OR), die getrennt von den klassischen Konkursen erfasst werden. Diese stiegen 2024 auf 2'835 Fälle, was einem Plus von 10,4 % entspricht. Auch hier führte Freiburg als einziger Kanton sowohl bei den Konkurseröffnungen wie auch bei den Auflösungen einen Rückgang an.
Weniger finanzielle Verluste trotz mehr Verfahren
Trotz der rekordhohen Zahl an Verfahren fielen die finanziellen Verluste durch Konkursabschlüsse markant geringer aus. Mit rund 1,5 Milliarden Franken belief sich der Verlust 2024 auf den tiefsten Wert seit Erhebungsbeginn, ein Rückgang von 26,5 % gegenüber dem Vorjahr. Dieser Rückgang ist allerdings statistisch volatil und hängt stark von einzelnen Grossverfahren ab.
In zwölf Kantonen gingen die Verluste zurück – teils deutlich. Besonders bemerkenswert sind die Rückgänge in den Kantonen Tessin (−80,7 %), Freiburg (−65,7 %), Zug (−62,4 %) und Zürich (−42,5 %). Der langfristige Vergleich verdeutlicht die Ausnahmesituation: Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre lagen die Verluste bei fast 3 Milliarden Franken, mit einem Höchststand von 8,2 Milliarden im Krisenjahr 2020.
Mehr Betreibungen denn je
Auch bei den Betreibungen wurden 2024 Rekordwerte registriert: Nie zuvor wurden in einem Jahr so viele Verfahren eingeleitet. Insgesamt wurden 3'306'997 Zahlungsbefehle ausgestellt, 1'780'757 Pfändungen vollzogen und 698'228 Verwertungen durchgeführt.
Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr war flächendeckend: Die Zahl der Zahlungsbefehle stieg in allen Kantonen (+8,5 %), bei den Pfändungen betrug das Plus 12,5 %. Nur der Kanton Glarus verzeichnete einen leichten Rückgang bei den Pfändungsvollzügen (−1,8 %). Die Verwertungen nahmen gesamtschweizerisch um 5,9 % zu.
Wirtschaft unter Druck – ein gemischtes Bild
Die Zahlen zeichnen ein differenziertes Bild: Einerseits belegen die stark gestiegenen Konkurs- und Betreibungszahlen den anhaltenden Druck auf Unternehmen und Privatpersonen – insbesondere im Nachgang der Pandemie, gestiegener Zinsen und internationaler Unsicherheiten. Andererseits zeigen die rückläufigen finanziellen Verluste, dass viele der Verfahren offenbar kleinere Beträge betreffen oder rasch abgeschlossen werden konnten.
Insgesamt wirft die Statistik Fragen zur langfristigen Stabilität der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz auf. Die rekordhohe Zahl an Betreibungen könnte auf zunehmende Liquiditätsprobleme hindeuten – ein Frühwarnsignal für neue finanzielle Belastungen in den kommenden Jahren.
Quellen: Bundesamt für Statistik, Betreibungs- und Konkursstatistik 2024
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