
DMZ –INTERNATIONAL/István Dobozi
KOMMENTAR
Trump möchte im Ausland tätige amerikanische Multis zurück ins Heimatland locken (oder vielmehr zwingen), um die marode amerikanische Verarbeitungsindustrie wieder zu beleben. Er hegt eine starke Abneigung gegen multilaterale internationale Institutionen und Verhandlungsforen („Ich bin ein nationalistischer Präsident Amerikas, nicht der Welt“). Er hat die USA bereits zweimal aus der Weltgesundheitsorganisation und dem Pariser Klimaabkommen austreten lassen und spielt sogar gelegentlich mit dem Gedanken, die NATO zu verlassen.
Es gibt Expertenmeinungen, dass der machiavellistische „vorgetäuschte Wahnsinn“ und „bewusstes Chaos“ beinahe schon Trumps Modus Operandi im Umgang mit internationalen Beziehungen geworden sind.
In seiner Antrittsrede verkündete der alte und neue Präsident am 20. Januar 2025 seine expansionistischen territorialen Ziele wie man sie seit über einem Jahrhundert von keinem amerikanischen Präsidenten mehr gehört hatte: „Die Vereinigten Staaten werden wieder eine aufstrebende Nation sein, die ihren Reichtum vermehrt, ihr Territorium ausdehnt (…) und unsere Flagge in neuen, wunderschönen Horizonten hisst“, Trump unterstrich auch die zwingende Notwendigkeit, das mächtigste Militär der Welt aufzubauen.
In seiner Rede nannte Trump zwei Präsidenten – William McKinley und Theodore Roosevelt – als Vorbilder, die in der amerikanischen Geschichte ausdrücklich als „imperialistische“ Präsidenten gelten. In der Jahrhundertwende 19/20 annektierten die USA unter McKinley Hawaii, Guam, die Philippinen und Puerto Rico. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts erweiterte Roosevelt als Konsequenz der Monroe-Doktrin von 1823 („Amerika gehört den Amerikanern“) das Recht der USA zur Einmischung in die inneren Angelegenheiten lateinamerikanischer Staaten.
Ob die bislang skizzierten Eroberungsphantasien in Bezug auf Grönland, Panama und (in subtilerer Form) Kanada („Es wird unser 51.Staat“) in den Bereich der Madman-Theorie gehören und vor allem auf Einschüchterung und das Erzwingen großer Zugeständnisse abzielen, ist noch nicht bestätigt. Trump scheint nicht abgeneigt zu sein, die Rolle des unberechenbaren Durchgeknallten zu spielen. Gleichwohl war etwa unter Trump 1.0 der Versuch, Nordkorea von seiner nuklearen Aufrüstung abzubringen, krachend gescheitert, weil Kim Jong-un Trumps Erpressungsversuche, zu denen auch die Bedrohung durch einen amerikanischen Atomschlag gehörte, aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überzeugend genug fand. Während des Wahlkampfs 2024 erklärte Trump selbstbewusst, dass China Taiwan nicht blockieren werde, weil Präsident Xi genau wisse, dass „ich verdammt verrückt sein kann“.
Trump ist der einzige US-Präsident seit Richard Nixon, der versucht, aus seiner Darstellung als Verrückter Kapital zu schlagen. Ob es sich nun um eine Wahnsinnstheorie handelt oder nicht, ist es durchaus möglich, dass es unter Trump 2.0 zu einer Verschiebung hin zu einem „neoimperialistischen“ Ansatz kommen wird, der auf der Dominanz der Supermächte, territorialer Expansion und militärischer Überlegenheit basiert. Im Fall Grönland und Panama schloss der US-Präsident zur Durchsetzung der angestrebten territorialen Ziele auch militärische Interventionen nicht aus.
Trumps expansionistische Rhetorik klingt für Putin wie Musik in den Ohren und stellt gleichzeitig eine ernste Bedrohung für die europäische (Grönland ist EU-Territorium) und internationale Sicherheit dar.
Welcome to Pax Trumpiana!
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