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Trump und das Kennedy Center: Kulturelle Zensur im Stil autoritärer Regime

DMZ – INTERNATIONAL ¦ S. Koller ¦

 

Das Kennedy Center, ein nationales Wahrzeichen der amerikanischen Kultur, hat sich in den letzten Jahren unter einem unerwarteten Einfluss gewandelt. Seit Donald Trump die Kontrolle übernommen hat, sind signifikante Änderungen im Programm des renommierten Kulturzentrums sichtbar geworden, die darauf abzielen, die kulturelle Ausrichtung in eine bestimmte Richtung zu lenken.

 

Kultur als politisches Instrument

Bisher war das Kennedy Center ein Ort der kulturellen Vielfalt, dessen Programm eine breite Palette an Darbietungen – von klassischer Musik über Theater bis hin zu modernem Tanz – umfasste. Es war ein Ort, an dem künstlerische Ausdrucksformen ohne direkten politischen Eingriff gedeihen konnten. Doch mit Trumps Eingriff in die Führung des Centers scheint dies nun der Vergangenheit anzugehören.

 

Durch die Entlassung der demokratischen Mitglieder des Aufsichtsrats und die Ernennung von Richard Grenell, einem loyalen Gefolgsmann Trumps, als Direktor, hat sich das Kennedy Center deutlich verändert. Grenell, der als US-Botschafter in Deutschland während Trumps Präsidentschaft einiges an Unmut auf sich zog, ist nun verantwortlich für die künstlerische Ausrichtung des Centers.

 

Der Kampf gegen Progressive Werte

Trumps Aussage, dass das Programm des Kennedy Centers nicht mehr „woke“ sein solle, verdeutlicht seine Haltung gegenüber progressiven Werten. Der Begriff „woke“ wird in Trumps Lager oft als abwertende Bezeichnung für alles verwendet, was als zu links oder zu inklusiv angesehen wird. Damit sind nicht nur gesellschaftliche Themen wie Rassengerechtigkeit oder Genderfragen gemeint, sondern auch eine breite kulturelle Vielfalt, die zuweilen als „zerstörerisch“ oder „unamerikanisch“ betrachtet wird.

 

Die Auswirkungen dieser Politik sind bereits spürbar. So wurde ein Musical über die Themen Inklusion und Minderheitenrechte aus dem Programm entfernt. Das Stück, das die Akzeptanz des Anderen thematisiert, passte offenbar nicht in das neue, politisch gewollte Narrativ des Kennedy Centers.

 

Kulturpolitik als Mittel der Machtsicherung

Trumps Eingriffe in das Kulturprogramm des Kennedy Centers sind nicht nur ein Ausdruck politischer Überzeugungen, sondern erinnern auch an Praktiken autoritärer Regime, die Kultur gezielt als Instrument zur Machtsicherung einsetzen. Die gezielte Entfernung von Künstlern und deren Werken aus öffentlichen Institutionen hat historische Parallelen zu totalitären Systemen, in denen Kultur von ideologischen Zielen diktiert wurde.

 

Die Ernennung von loyalen Unterstützern in Schlüsselpositionen innerhalb des Kennedy Centers – etwa Grenell als Direktor – erinnert an ähnliche Vorgehensweisen in autoritären Regimen, in denen Kulturinstitutionen mit regimetreuen Persönlichkeiten besetzt wurden. Diese Kontrolle über kulturelle Ausdrucksformen war und ist ein bedeutendes Werkzeug zur Sicherung der politischen Macht.

 

Die Zukunft der Kultur im Kennedy Center

Es bleibt abzuwarten, welche künstlerischen Inhalte unter der neuen Leitung des Kennedy Centers dominieren werden. Ein stärkerer Fokus auf traditionelle, möglicherweise konservativere Kunstformen könnte zu erwarten sein. Andererseits hat Trump selbst nur vage Andeutungen gemacht, was er konkret mit der kulturellen Ausrichtung des Centers erreichen möchte – abgesehen von einem klaren Verbot von Drag-Shows, die bislang nur einen kleinen Teil des Programms ausmachten.

 

Die ehemalige Direktorin des Kennedy Centers, Deborah Rutter, die während ihrer Amtszeit das Zentrum für ein breites und vielfältiges Publikum geöffnet hatte, äußerte ihre Besorgnis darüber, dass die kulturelle Vielfalt, die sie über Jahre aufgebaut hatte, nun gefährdet sein könnte. Ihr Appell, Kunst als unabhängigen und unpolitischen Ausdruck von Gesellschaft und Identität zu verstehen, steht im Gegensatz zu den Zielen der neuen Leitung.

 

Fazit

Trumps Eingriff in die Kulturpolitik des Kennedy Centers könnte weitreichende Folgen für die amerikanische Kulturszene haben. Es ist ein Versuch, die kulturellen Institutionen des Landes in eine bestimmte politische Richtung zu lenken und die Vielfalt künstlerischen Ausdrucks zu beschneiden. Inwieweit dieser Kurs langfristig Bestand haben wird, bleibt abzuwarten – ebenso wie die Reaktion des amerikanischen Publikums, das sich vielleicht nicht so einfach vereinnahmen lässt.


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