
DMZ – POLITIK ¦ Anton Aeberhard ¦
Das "Wall Street Journal" (WSJ) hat sich in einer seltenen offiziellen Stellungnahme scharf gegen die jüngsten Zollentscheidungen von Donald Trump ausgesprochen. In einem Leitartikel bezeichnet das renommierte Wirtschaftsmedium den von Trump initiierten Handelskrieg mit Mexiko, Kanada und China als "den dümmsten der Geschichte". Besonders die Begründung des ehemaligen US-Präsidenten stößt auf Unverständnis.
Unlogische Argumentation und wirtschaftliche Risiken
Trump begründet die Zollerhöhungen mit dem Kampf gegen illegale Einwanderung und Drogenhandel. Mexiko und Kanada sind von einer 25-prozentigen Zollabgabe betroffen, während für China ein Satz von 10 Prozent gilt. Das "WSJ" kritisiert diese Argumentation als haltlos: "Drogen strömten seit Jahrzehnten in die USA und werden es weiterhin tun, solange es eine Nachfrage gibt." Die Zeitung unterstellt, dass Trump Zölle nicht als gezieltes wirtschaftspolitisches Instrument, sondern als Selbstzweck betrachtet.
Auch die potenziellen wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen stoßen auf Kritik. Die US-Automobilindustrie ist stark von Importen abhängig: 2024 kamen 13 Prozent der Bauteile aus Kanada und 42 Prozent aus Mexiko. Eine Unterbrechung dieser Lieferketten würde erhebliche wirtschaftliche Verwerfungen verursachen.
Experten warnen vor wirtschaftlichem Schaden
Wirtschaftswissenschaftler warnen vor den potenziellen Konsequenzen der neuen Handelspolitik. Mary Lovely vom Peterson Institute for International Economics spricht von einem "großen Risiko" und einem "Rezept für wirtschaftliche Verlangsamung und steigende Inflation". CNN betont, dass die neuen Zölle Waren im Wert von 1,4 Billionen US-Dollar betreffen – das Dreifache der Zollerhöhungen aus Trumps erster Amtszeit.
Christine McDaniel, ehemalige Handelsbeamtin unter George W. Bush, sieht darin eine direkte Bedrohung für die nordamerikanische Wirtschaft: "Warum sollte man sein eigenes Haus niederbrennen?". Auch Joe Brusuelas, Chefökonom von RSM, warnt: "Die US-Regierung spielt mit dem Feuer."
Auswirkungen auf Europa
Die Sorgen gehen über Nordamerika hinaus. Piotr Kuczyński, Chefökonom von Xelion, warnt, dass auch Europa indirekt betroffen sein könnte. Deutschland, das stark in die USA exportiert, würde von einer wirtschaftlichen Abschwächung in Nordamerika getroffen, was wiederum Länder wie Polen beeinträchtigen könnte.
Autarkie als Illusion
Ein weiteres Problem sieht das "WSJ" in Trumps Vorstellung, die USA könnten wirtschaftlich autark sein. "Das nennt man Autarkie – und das ist nicht die Welt, in der wir leben wollen." Die Zeitung warnt, dass eine Abkopplung der USA von internationalen Handelsbeziehungen gravierende Folgen für Unternehmen und Verbraucher hätte.
Fazit: Ein riskantes Experiment
Die wirtschaftlichen Risiken von Trumps Zollpolitik sind erheblich. Sollte sich der Handelskrieg verschärfen, könnte dies nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch den globalen Handel schwer belasten. Experten halten es für möglich, dass Trump schließlich Verhandlungen als Sieg erklären und sich zurückziehen wird. Sollte der Handelskrieg jedoch andauern, könnte er als "der dümmste der Geschichte" in die Annalen eingehen.
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