
DMZ – POLITIK ¦ Anton Aeberhard ¦
KOMMENTAR
Die Medien tragen eine immense Verantwortung für den demokratischen Diskurs. Sie sind nicht nur Berichterstatter, sondern auch Einordner von Informationen. Doch gerade in Zeiten zunehmender Radikalisierung stellt sich die Frage: Wo endet journalistische Neutralität und wo beginnt die fahrlässige Normalisierung extremistischer Ideologien?
Pressefreiheit bedeutet nicht grenzenlose Plattform für Hass
Ja, Pressefreiheit ist ein unverrückbares Grundrecht. Aber sie ist nicht gleichbedeutend mit einem Freibrief für die Verbreitung demokratiefeindlicher Inhalte. Wenn Medien Akteuren, die offen faschistische oder autoritäre Positionen vertreten, unkritisch Raum bieten, dann tragen sie aktiv zur gesellschaftlichen Verschiebung bei. Die Geschichte lehrt uns, dass genau diese Normalisierung einstiger Randpositionen fatale Konsequenzen haben kann.
Schon in der Weimarer Republik fanden extremistische Stimmen zu oft ein Forum, ohne dass ihre Absichten konsequent hinterfragt wurden. Und heute? Rechtsextreme Narrative verbreiten sich nicht nur in sozialen Medien, sondern erhalten auch in etablierten Nachrichtenformaten zunehmend Raum. Gerade dann, wenn Hetze als "kontroverse Meinung" verpackt wird, entsteht eine gefährliche Verschiebung des Sagbaren.
Die Gefahr der Abstumpfung
Wissenschaftliche Studien belegen: Wer wiederholt mit extremistischen Inhalten konfrontiert wird, verliert oft das Bewusstsein für deren Gefahren. Ein schleichender Prozess. Wenn Faschisten in Talkshows eingeladen werden, als wären sie legitime Vertreter einer demokratischen Debatte, dann werden ihre Positionen allmählich als Teil des akzeptierten Meinungsspektrums wahrgenommen.
Es ist ein Irrtum zu glauben, dass allein die Konfrontation mit demokratischen Gegenargumenten genügt. Faschistische Ideologien basieren nicht auf rationaler Argumentation, sondern auf gezielter Desinformation, Emotionen und Feindbildern. Wer ihnen eine Plattform gibt, trägt dazu bei, diese Mechanismen zu legitimieren.
Journalismus muss Haltung zeigen
Seriöse Medien müssen sich fragen: Ist es ihre Aufgabe, jeder Position Raum zu geben, oder geht es um verantwortungsvolle Einordnung? Die Antwort ist klar. Faschismus ist keine Meinung, sondern eine Gefahr. Und als solche muss er behandelt werden.
Dazu gehört, rechtsextreme Narrative nicht unkritisch zu übernehmen, fragwürdige Quellen nicht zu zitieren und hetzerische Begriffe nicht unhinterfragt zu reproduzieren. Es bedeutet auch, nicht den Fehler zu begehen, "Neutralität" mit Gleichsetzung zu verwechseln. Wer Feinde der Demokratie hofiert, handelt nicht objektiv, sondern verantwortungslos.
Demokratie braucht kritischen, unabhängigen Journalismus. Aber sie braucht keinen Journalismus, der dabei hilft, ihre eigenen Widersacher zu stärken.
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