
DMZ – POLITIK ¦ Anton Aeberhard ¦
Die Amtseinführung eines US-Präsidenten gilt traditionell als nationales Großereignis, das Millionen Amerikaner vor die Fernsehbildschirme lockt. Doch bei der Vereidigung von Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten am Montag fiel die Zuschauerresonanz überraschend gering aus. Laut der Nielsen Company verfolgten lediglich 24,6 Millionen Menschen das Ereignis live im Fernsehen – der niedrigste Wert bei einer Präsidenten-Inauguration seit 2013.
Ein drastischer Rückgang im historischen Vergleich
Der Vergleich mit früheren Amtseinführungen zeigt, wie deutlich das Interesse zurückgegangen ist. Noch 2021 schalteten 33,8 Millionen Menschen ein, um Joe Bidens Amtsantritt zu verfolgen. Trumps erste Inauguration im Jahr 2017 zog immerhin 30,6 Millionen Zuschauer an. Sogar Barack Obamas zweite Vereidigung 2013, die als Rückschritt gegenüber seiner ersten Amtseinführung gewertet wurde, konnte mit 20,6 Millionen zumindest eine solide Zuschauerbasis halten.
Warum blieb das Interesse aus?
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Einerseits verändert die digitale Ära das Medienverhalten: Immer mehr Menschen konsumieren Inhalte über Streaming-Plattformen oder Social-Media-Kanäle anstelle klassischer TV-Sender. Andererseits spielt Trumps umstrittene Präsidentschaft selbst eine zentrale Rolle. Seine polarisierende Politik hat die amerikanische Gesellschaft tief gespalten. Während einige seiner Anhänger die Amtseinführung als Triumph feierten, fühlten sich viele andere – selbst politisch Interessierte – vom Spektakel abgestoßen.
Hinzu kommt, dass Trump mit seiner zweiten Vereidigung an einen Punkt gelangte, an dem er nicht mehr das Momentum eines „neuen Kapitels“ für die USA verkörperte. Vielmehr hatte seine Amtszeit bereits Spuren hinterlassen – sowohl bei seinen Unterstützern als auch bei seinen Kritikern.
TV-Konkurrenz und gesellschaftlicher Kontext
Ein weiterer Faktor war die Konkurrenz durch Unterhaltungssendungen. Während Trumps Amtseinführung ausgestrahlt wurde, lockten Formate wie die neue Staffel von Love Island oder beliebte Serienwiederholungen wie American Ninja Warrior bestimmte Zielgruppen vor andere Bildschirme. Besonders junge Zuschauer scheinen sich stärker für leicht verdauliche Unterhaltung zu interessieren als für politisch aufgeladene Ereignisse.
Die Parteitagsquoten der Republikaner vor der Wahl waren ein ähnliches Indiz für den allgemeinen Zuschauerschwund. Während die Demokraten mit 5,77 Millionen Zuschauern eine solide Basis erreichten, blieb der Republikaner-Parteitag mit 4,87 Millionen knapp darunter.
Ein Blick auf die Geschichte der Inaugurationen
Historisch betrachtet, schwanken die Einschaltquoten bei Amtseinführungen stark. Ronald Reagans erste Vereidigung 1981 markierte mit 41,8 Millionen Zuschauern einen Höhepunkt, während George W. Bushs zweite Amtseinführung 2005 mit nur 15,5 Millionen Zuschauern ein Rekordtief erreichte. Dass Trumps Zahlen 2025 trotz des großen Medienrummels in den unteren Bereich dieser Spannweite fallen, wirft Fragen über seinen Einfluss und das öffentliche Interesse auf.
Ein Sinnbild einer polarisierten Gesellschaft
Die niedrigen Einschaltquoten sind mehr als eine statistische Randnotiz – sie spiegeln eine tief gespaltene Nation wider. Während Trumps Anhänger ihn nach wie vor als entschlossenen Kämpfer gegen das „Establishment“ sehen, empfinden andere seine Rückkehr ins Weiße Haus als weiteren Rückschritt für die amerikanische Demokratie.
Gleichzeitig zeigt sich, dass traditionelle TV-Formate selbst bei präsidialen Großereignissen mit der zunehmend diversifizierten Medienlandschaft zu kämpfen haben. In einer Zeit, in der Aufmerksamkeit zur knappen Ressource geworden ist, können selbst historische Ereignisse an Relevanz verlieren, wenn sie das Publikum nicht emotional erreichen.
Fazit
Trumps zweite Amtseinführung verdeutlicht, dass politische Großereignisse in einer fragmentierten Medienwelt nicht mehr automatisch die Massen mobilisieren. Sie steht zudem exemplarisch für die Herausforderungen, denen sich eine zutiefst gespaltene Gesellschaft stellen muss – sowohl in der Politik als auch in der öffentlichen Wahrnehmung.
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