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Berlin – Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages und des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz betonte Kulturstaatsministerin Claudia Roth in ihrer Rede die Bedeutung einer starken und zukunftsfähigen Erinnerungskultur. Gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und weiteren Regierungsmitgliedern nahm sie an der zentralen Gedenkveranstaltung teil, die das Erinnern an die Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in den Mittelpunkt stellt.
„Der 27. Januar markiert die Befreiung von Auschwitz vor 80 Jahren und steht als Symbol für das Menschheitsverbrechen des Holocaust,“ erklärte Roth. „Dieser Tag erinnert uns an die Vielzahl von Orten des Leids und der Zerstörung, die während der NS-Zeit geschaffen wurden. Viele dieser Orte sind heute Gedenkstätten und wichtige Zeugen der Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands in Europa.“
Herausforderungen für die Erinnerungskultur
Roth wies darauf hin, dass die deutsche Besatzungsherrschaft in ganz Europa und die damit verbundenen Verbrechen noch immer nicht ausreichend Teil des kollektiven Gedächtnisses in Deutschland seien. „Die brutale Unterdrückung Polens und anderer europäischer Länder durch das nationalsozialistische Deutschland muss stärker in unsere Erinnerungskultur integriert werden,“ forderte sie.
Die Ministerin betonte auch, dass die Erinnerungskultur vor neuen Herausforderungen stehe. Mit der abnehmenden Zahl der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen drohe ein wichtiger Teil der direkten Aufarbeitung und Mahnung verloren zu gehen. „Zeitzeugen leisten eine unersetzliche Arbeit für das Erinnern, die uns als Gesellschaft verpflichtet,“ so Roth. Gleichzeitig warnte sie vor der zunehmenden Relativierung historischer Begriffe und Gesten sowie vor der Verbreitung von Desinformationen und Hassrede in den sozialen Medien.
Schutz der Gedenkstätten und Regulierung der sozialen Medien
Roth forderte eine stärkere Unterstützung und den Schutz der NS-Gedenkstätten, die sie als „unverzichtbare Orte des Erinnerns“ bezeichnete. „Die tätlichen und verbalen Angriffe auf Gedenkstätten, jüdische Einrichtungen und Orte des Gedenkens nehmen zu und müssen entschlossen verfolgt werden,“ erklärte sie.
Angesichts der Verbreitung von Verschwörungstheorien und Hassrede in sozialen Medien plädierte sie für eine konsequente Umsetzung und Nachschärfung bestehender Regelungen wie des Digital Services Act. Die Regulierung solle auf europäischer Ebene überprüft und gegebenenfalls angepasst werden, um klare Grenzen für Geschichtsrevisionismus und Hass im digitalen Raum zu setzen.
Eine besondere Verantwortung Deutschlands
Roth unterstrich Deutschlands besondere Verantwortung für die Erinnerungskultur und die Unterstützung demokratischer Werte. Die Einladung von Roman Schwarzmann, Vertreter des jüdischen Regionalverbandes aus Odesa, zur Gedenkstunde im Bundestag hob sie als bedeutsames Zeichen hervor. Schwarzmanns Einsatz für die jüdische Tradition und das Erinnern an die Verbrechen während der deutschen Besatzung in Odesa sei ein Vorbild.
„Aus dem Erinnern an den Holocaust erwächst für Deutschland die Verpflichtung, sich für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzusetzen,“ betonte Roth. „Dies schließt die Unterstützung der Ukraine im Kampf für ihre Selbstbestimmung und die Verteidigung eines starken, demokratischen Europas ein.“
Verpflichtung für die Gegenwart
Die Ministerin schloss ihre Rede mit einem Appell, die Lehren aus der Geschichte aktiv zu bewahren und in die Gegenwart zu übertragen. „Der Schutz der Würde aller Menschen, wie er in Artikel 1 des Grundgesetzes verankert ist, ist eine direkte Antwort auf das Menschheitsverbrechen des Holocaust,“ erklärte Roth. „Wir alle sind verpflichtet, uns gemeinsam für ein friedliches Zusammenleben und gegen Demokratiefeindlichkeit einzusetzen.“
Mit diesen Worten hob Roth die Bedeutung einer lebendigen und wehrhaften Erinnerungskultur hervor, die nicht nur an die Vergangenheit erinnert, sondern auch die Zukunft gestaltet.
Quelle / Herausgeber: PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG
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