
DMZ – FORSCHUNG ¦ Sarah Koller
Forscherinnen und Forscher der Medizinischen Universität Wien haben in einer Publikation im Fachjournal "Allergy" bereits im Juli 2024 nachgewiesen , dass selbst milde Verläufe von COVID-19 das Immunsystem langfristig verändern können. Diese Erkenntnisse könnten entscheidend für das Verständnis und die Behandlung von Langzeitfolgen der Erkrankung sein.
Das wissenschaftliche Team unter der Leitung von Rudolf Valenta und Winfried Pickl sowie den Erstautor:innen Bernhard Kratzer und Pia Gattinger untersuchte Immunparameter von 133 Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden hatten, und 98 Kontrollpersonen ohne Infektion. Die Proben wurden sowohl zehn Wochen als auch zehn Monate nach der Erkrankung analysiert. Dabei standen Immunzellen sowie Wachstumsfaktoren im Fokus, die wichtige Funktionen im Zellwachstum und der Immunantwort regulieren. Zum Zeitpunkt des Studienbeginns im Jahr 2020 waren keine Impfstoffe verfügbar, wodurch die direkten Auswirkungen des Virus ohne externe Einflüsse untersucht werden konnten.
Langfristige Veränderungen beobachtet
Bereits zehn Wochen nach der Infektion zeigten die Genesenen eine deutliche Aktivierung von T- und B-Zellen, begleitet von erhöhten Wachstumsfaktoren, die auf akute Entzündungsprozesse hinwiesen. Auffällig war jedoch, dass auch nach zehn Monaten noch signifikante Veränderungen nachweisbar waren.
"Wir stellten eine erhebliche Abnahme bestimmter Immunzellen im Blut fest, selbst bei ehemals milden Krankheitsverläufen", erklärte Studienleiter Winfried Pickl. Zusätzlich zeigte sich ein Rückgang der SARS-CoV-2-spezifischen Antikörper sowie eine Veränderung in den Mustern der Wachstumsfaktoren. Dies könnte darauf hinweisen, dass das Immunsystem der Genesenen in seiner Reaktionsfähigkeit eingeschränkt ist, was möglicherweise die Entwicklung von Long-COVID begünstigt.
Auswirkungen auf das Knochenmark
Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Wissenschaftler:innen der Rolle des Knochenmarks, das für die Produktion von Immunzellen essenziell ist. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine SARS-CoV-2-Infektion die Funktion des Knochenmarks beeinträchtigen kann, was eine reduzierte Reifung und Mobilisierung von Immunzellen zur Folge haben könnte. "Dies könnte eine Grundlage für viele der beobachteten Langzeitfolgen sein", betonte Rudolf Valenta.
Bedeutung der Ergebnisse
Die Studie liefert wertvolle Hinweise darauf, wie SARS-CoV-2 das Immunsystem nachhaltig beeinflusst und welche Mechanismen möglicherweise hinter den Symptomen von Long-COVID stecken. Diese Erkenntnisse könnten neue Ansätze zur Behandlung und Prävention von Langzeitfolgen eröffnen.
Die Ergebnisse der Studie sind unter dem Titel "Differential decline of SARS-CoV-2-specific antibody levels, innate and adaptive immune cells and shift of Th1/inflammatory to Th2 serum cytokine levels long after first COVID-19" im Journal "Allergy" veröffentlicht. DOI: 10.1111/all.16210.
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