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Ungeahnte Pause bei NIH: Trump-Team unterbricht Forschung und Finanzierung

(Bildquelle: nih.gov)
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DMZ – INTERNATIONAL ¦ S. Koller(Bildquelle: nih.gov)

KOMMENTAR

 

In einem aktuellen Artikel auf Nature.com wird berichtet, dass die Wissenschafts- und Forschungswelt in den USA erschüttert ist, nachdem die neue Regierung unter Präsident Donald Trump tiefgreifende Maßnahmen ergriffen hat, die das größte öffentliche Förderprogramm für biomedizinische Forschung, die National Institutes of Health (NIH), stark beeinflussen. In einem beispiellosen Schritt wurden die Bewertungen von Forschungsstipendien sowie Reisen und Schulungen für Wissenschaftler sowohl innerhalb als auch außerhalb der NIH ausgesetzt. Diese Entscheidung hat nicht nur zu Verwirrung, sondern auch zu wachsender Besorgnis unter den Forschern geführt.

 

Die NIH, die mit einem Jahresbudget von 47 Milliarden US-Dollar weltweit führend in der Finanzierung biomedizinischer Forschung ist, hat mit der Aussetzung der sogenannten „Studiensektions“-Treffen eine Entscheidung getroffen, die die Vergabe von Forschungsstipendien unterbricht. Ohne diese Treffen, die von unabhängigen Experten durchgeführt werden, kann die NIH keine neuen Stipendien vergeben. Dieser Schritt bedeutet eine vorübergehende Stilllegung von rund 80 Prozent des NIH-Budgets, was in den kommenden Wochen erhebliche Auswirkungen auf die Forschung im ganzen Land und darüber hinaus haben dürfte.

 

Die Entscheidung, die mit einer Pause in der Kommunikation und der Aussetzung öffentlicher Auftritte einhergeht, wurde am 21. Januar von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde HHS (Department of Health and Human Services) bekannt gegeben. Ein NIH-Sprecher erklärte, dass diese Pause dazu diene, dem neuen Team Zeit zu geben, Prozesse zur Überprüfung und Priorisierung von Anträgen zu etablieren. „Dies ist eine kurze Pause, um dem neuen Team die nötige Zeit zu geben, eine Strategie zu entwickeln“, hieß es in der Stellungnahme.

 

Doch der Umfang dieser Maßnahme ist beispiellos. Forschende, die seit Jahren mit der NIH zusammenarbeiten, wie Carole LaBonne, eine Entwicklungsbiologin an der Northwestern University in Illinois, haben erklärt, dass sie ein solches Vorgehen noch nie erlebt haben. „Die Unsicherheit, die durch diese Pause entsteht, wird für die wissenschaftliche Gemeinschaft verheerend sein, insbesondere für junge Forscher“, so LaBonne. Sie warnt davor, dass vor allem Nachwuchswissenschaftler durch die Verzögerungen nicht nur in ihrer Forschung behindert, sondern auch in ihrer beruflichen Entwicklung gefährdet werden könnten. Dies könnte sogar zu einer erhöhten Zahl von Entlassungen führen, da unsichere Finanzierungen die berufliche Perspektive von vielen gefährden.

 

Das Fehlen der geplanten Beratungskomitees und „Studiensektionen“ hat die Fachwelt alarmiert. Diese Treffen sind von entscheidender Bedeutung, um Forschungsprojekte zu begutachten und zu finanzieren. Es werden bereits Bedenken laut, dass diese Verzögerungen „Dominosteine“ auslösen könnten, die zu noch weiteren Absagen führen. Bis mindestens Anfang Februar bleibt die NIH daher ohne die Möglichkeit, neue Forschungsstipendien zu vergeben.

 

Ein ehemaliger NIH-Direktor, Harold Varmus, der mittlerweile Krebsforscher an der Weill Cornell Medicine in New York ist, äußerte sich ebenfalls besorgt: „Die Aussetzung der Kommunikation ist in der Anfangsphase einer Präsidentschaft verständlich, aber die umfassende Reichweite dieser Pause steht im Widerspruch zur Mission der NIH.“ Varmus betonte, dass die Entscheidungen des US-Kongresses zur Forschungsfinanzierung nun in Gefahr geraten könnten, wenn die NIH weiterhin ihre Tätigkeit aussetzt.

 

Diese beispiellose Maßnahme trifft die Forschung nicht nur in den USA, sondern könnte auch internationale Auswirkungen haben, da die NIH als global führende Institution in der biomedizinischen Forschung gilt. Die Verunsicherung ist besonders groß, da durch diese Unsicherheit dringend benötigte Forschungsprojekte auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

 

Die Auswirkungen auf die Lebenswissenschaften sind bereits heute spürbar. Esther Choo, eine Notfallmedizinerin an der Oregon Health & Science University, die an einer geplanten Begutachtung teilnehmen sollte, äußerte ihre Besorgnis auf der Plattform Bluesky. „Forschungsprojekte, die möglicherweise das Potenzial haben, die Gesundheit entscheidend zu verbessern, werden jetzt blockiert“, schrieb sie. Auch sie hofft auf eine baldige Normalisierung der Situation.

 

Die wissenschaftliche Gemeinschaft fordert nun mit Nachdruck, dass diese unbefristete Pause möglichst schnell beendet wird, um die Forschung nicht weiter zu gefährden.


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