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Trumps Antrittsrede: Ein gefährlicher Blick auf seine imperialen Ambitionen

DMZ – INTERNATIONAL ¦ S. Koller ¦

KOMMENTAR

 

Donald Trumps Antrittsrede am 20. Januar 2025 war eine erneute Aufführung seiner altbekannten Mischung aus Selbstüberschätzung, Wut und gefährlicher Rhetorik. Mit einem nostalgischen Blick auf 2016, das er als „Höllenloch“ darstellte, propagierte er erneut die Vorstellung, Amerika sei nur durch ihn selbst wieder „groß“ geworden – und alles sei nun wieder verloren, weil Joe Biden das Land zerstört habe. Doch Trumps Versprechen, Amerika nach seinem Wahlsieg 2024 wieder zu „größter Größe“ zu führen, klingt nicht nur unrealistisch, sondern auch gefährlich. Es gibt Anzeichen, dass er mehr als nur den Erfolg des Landes anstrebt – vielmehr scheint er ein globales Imperium im Sinn zu haben.

 

Trump präsentierte sich einmal mehr als der unerschütterlich optimistische Messias, der Amerika zurück zu alter Stärke führen werde. Der Stolz auf seine Vision eines „goldenen Zeitalters“ ist unübersehbar. Doch diese überzogenen und unrealistischen Versprechungen werfen nicht nur die Frage auf, ob er sich seiner eigenen Naivität bewusst ist – sie zeigen auch eine alarmierende Unfähigkeit, die tatsächlichen Herausforderungen und die geopolitischen Realitäten zu begreifen.

 

Seine Behauptung, Amerika würde weltweit wieder geachtet werden, ist angesichts seiner eigenen Amtszeit, die international mehr für Isolationismus und Chaos stand als für Respekt, schlichtweg absurd. Besonders bedenklich ist Trumps Forderung, die „Waffengewalt“ des Justizministeriums und die „unfaire Nutzung“ der Regierung zu beenden, während er immer wieder öffentlich ankündigt, politische Gegner verfolgen zu wollen. Diese widersprüchlichen Aussagen deuten auf eine gefährliche Politik der Selbstermächtigung hin – eine Politik, die keine Hemmungen kennt und offenbar auf den Machterhalt um jeden Preis abzielt.

 

Nicht weniger problematisch ist seine populistische Hetze gegen die „radikale und korrupte“ politische Elite – ein Narrativ, das er in einer Halle voller der reichsten und mächtigsten Oligarchen der Welt vortrug. Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg saßen an seiner Seite, als er die „gerechte“ Gesellschaft preiste. Hier stellt sich die dringende Frage: Wie will Trump eine soziale Ordnung schaffen, in der die Wohlhabenden nicht die eigentlichen Gewinner sind, wenn er sie gleichzeitig als Vorbilder hochjubelt?

 

Seine Angriffe auf den „Green New Deal“ und die Elektrofahrzeug-Vorgaben wirken wie ein weiterer Versuch, die Modernisierung des Landes zu sabotieren, indem er längst etablierte politische Maßnahmen verunglimpft, die auf den Weg gebracht wurden, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Er ignoriert dabei, dass diese Initiativen nicht nur von der Regierung Biden eingeführt wurden, sondern auch weitreichende Konsequenzen für die Zukunft des Planeten haben – eine Zukunft, die Trump in seiner Welt aus Falschbehauptungen und unhaltbaren Versprechungen zu gefährden droht.

 

Besonders beunruhigend sind seine Aussagen zur sozialen Gerechtigkeit, die sich in einer Vision von Amerika manifestieren, die von einer „farbenblinden“ Gesellschaft geprägt ist, in der es nur noch zwei Geschlechter gibt. Diese Haltung stieß auf massive Ablehnung und zeigt, dass Trumps Politik nicht nur rückwärtsgewandt, sondern auch extrem exklusionär ist. In einer Zeit, in der Inklusion und Diversität als Schlüssel zu einer fortschrittlichen Gesellschaft gelten, steht Trump mit solchen Aussagen in völliger Opposition zu den notwendigen gesellschaftlichen Entwicklungen.

 

Doch die gefährlichste Facette seiner Rede war der Moment, als Trump sich als „Friedensapostel“ inszenierte und gleichzeitig imperialistische Töne anschlug, die an die düstersten Kapitel der Geschichte erinnern. Die Forderung nach der Rückeroberung des Panama-Kanals und die Umbenennung des Golfs von Mexiko in den „Golf von Amerika“ lassen tief blicken: Trump strebt offenbar nicht nur die nationale Macht zurück, sondern hegt imperialistische Ambitionen, die über die Grenzen der USA hinausgehen und eine Weltordnung unter seiner Kontrolle anstreben.

 

Es wird zunehmend deutlich, dass Trump nicht nur ein Land, sondern möglicherweise die ganze Welt nach seinen Vorstellungen umgestalten will – ohne Rücksicht auf internationale Normen, Menschenrechte oder die globale Zusammenarbeit. Er könnte die Gefahr laufen, eine gefährliche Ära der autoritären Herrschaft und geopolitischen Instabilität einzuläuten, wenn er erneut an die Macht kommt. Die nächsten vier Jahre unter seiner Führung dürften nicht nur von Konflikten und Kontroversen geprägt sein, sondern auch von einer bedrohlichen Politik der Isolation und der imperialen Expansion.

 

Trumps Rede mag den Anschein eines naiven, optimistischen Politikers erwecken – doch sie zeigt viel eher die Ambitionen eines Mannes, der in einer verklärten Welt lebt, in der er den Weg zum globalen Machthaber sucht. Die entscheidende Frage bleibt: Wird er Amerika wirklich wieder „groß“ machen oder wird er die Welt in ein neues Zeitalter der Unsicherheit stürzen?


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