DMZ – POLITIK ¦ Dirk Specht ¦
KOMMENTAR
Nachdem ich sogar mit klaren Daten
belegt hatte, dass die These, bei positiver Inflation (als Vorjahresrate) könnten die Preise gar nicht sinken, falsch ist (die Aussage von Habeck dazu also korrekt war), kam es trotzdem zu teilweise heftigem Widerspruch – es geht ja um Habeck, nicht um die Sache.
Mir geht es immer noch nicht um Habeck, daher gerne anbei Chart 1 mit den Preisen. Das ist die monatliche Preisveränderung und hier habe ich die Null für jeden Habeck-Hasser rot markiert. Man sieht, wie oft die Preise sogar immer mal wieder gesunken sind. Während dieser Periode war die Inflation (als Vorjahresrate) fast immer positiv. Diese von Habeck genannte Kombination, positive Inflation, aber sinkende Preise, ist also nicht nur ohnehin mathematisch möglich, sondern häufig real zu beobachten. Die Spottchöre dazu sind und bleiben peinlich.
Tatsächlich wäre tieferes Verständnis mal sinnvoll. Das Problem ist schon die Fixierung auf eine Vorjahresrate. Die sagt nämlich wenig und das ist m.E. auch ein Problem für die Geldpolitik. Wenn die Inflation beispielsweise mal um 10% anspringt und danach die Preise für 12 Monate nicht mehr steigen, haben wir eine Inflation von Null. Der Sprung von 10% bleibt aber in den Preisen enthalten.
Es wäre besser, dass die Menschen die Inflation als Index verstehen. In Chart 2 (Achtung, andere Datenbank, höhere Werte, methodisch so gerechnet, dass global vergleichbar) ist das mal dargestellt und man sieht diesen enorm starken Anstieg ab Mitte 21. Der ist keineswegs kompensiert, das war auch nicht die Aussage von Habeck. Ob der kompensiert werden muss, ist eine ganze andere Frage.
Denn: Wie alle Indices sind die für sich genommen nur Datennebel. Es geht um die Einordnung durch einen Vergleich. Das ist in Chart3 der Fall: Exemplarisch sind das der Preisindex (rot markiert) sowie die Löhne (direkt darüber), das BIP (grün), der DAX und der S&P500. Man sieht also, dass der Preisindex deutlich geringer angestiegen ist, leider aber noch nicht synchron, da die Datenreihe früher endet. Ich will damit auch nicht mehr aussagen, als auf die Bedeutung eines Vergleichs hinzuweisen.
Was hier optisch zum Ausdruck kommt, ist aber durchaus Studienlage: Die Inflation verläuft bisher in der langen Frist unter der Lohnentwicklung und auch unter dem BIP. Das ist auf der Meta-Ebene kein Grund zur Erregung. Zugleich sieht man, dass eine kluge Vermögensbildung die Inflation bei weitem übertrifft. Leider sieht man, dass eine dumme sie unterschreitet, so etwas blödes wie ein Tagesgeld habe ich hier nicht eingetragen.
Was die sozialen Folgen betrifft, so ist damit wenig ausgesagt. Man erkennt, dass Haushalte, die genug Mittel zur Vermögensbildung haben UND diese klug einsetzen, keinerlei Inflationsproblem haben, im Gegenteil! Haushalte, die diese Mittel nicht haben, sind auf der Meta-Ebene bisher durch die Lohnentwicklung kompensiert worden, konnten aber auch nicht so profitieren, wie die anderen.
Individuell kann das ohnehin ganz anders aussehen. Wer durch Wohnkosten, Energie und Lebensmittelpreise besonders betroffen ist, wird eine negative Kaufkraft haben, wer genau an solchen Preissegmenten verdient, hat durch oder während der Inflation gewonnen.
Trotzdem lautet die Botschaft: Das Land ist durch oder während der Inflation nicht ärmer, sondern im Gegenteil sogar reicher geworden und das trifft auf den Durchschnitt der Bevölkerung auch zu!
Über die Verteilung von Nutzen und Lasten sagt das nichts aus. Wer also behauptet, „Deutschland“ sei ärmer geworden, irrt. Es gibt mehr Gewinn als Verlust. Wie das verteilt wurde, ist damit nicht ausgesagt. Wer aber von Verlierern spricht, die es sicher gibt, sollte das genauer tun. Gesamtökonomisch ist der oft behauptete Verlust nicht feststellbar.
Das ist die Sachlage.
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