Die Daten des Stromjahres 2024 liegen vor und sie widerlegen erneut viele Narrative

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦     

KOMMENTAR

 

Man kann über die Bedeutung von Daten gerne diskutieren, aber Grundlage kann nur die Feststellung der korrekten Gesamtdatenbasis und deren Einordnung sein. Dazu gibt es genug Quellen, man muss nicht auf Falschaussagen herein fallen. Die werden immer erzeugt, indem man singuläre Daten heraushebt und denen eine Bewertung zuordnet, die bei einer Gesamtsicht nicht mehr haltbar ist. Zum Strommarkt sind das Importe, denen keine Exporte gegenüber gestellt werden, die nicht im Verhältnis zu Gesamtmengen gesetzt werden oder Jahresdaten ohne Vergleich mit den Vorjahren. So kann man aus Datenmengen immer etwas herausziehen, um falsche Bewertungen zu begründen. Ich kann jedem nur empfehlen, immer sowohl die Quellen kritisch zu prüfen als auch auf die Gesamtheit von Darstellungen zu achten.

 

Liegt alles auf dem Tisch, kann man reden – vorher nicht.

 

Von Fraunhofer liegt die Jahresbilanz 2024 für den Deutschen und europäischen Stromsektor vor. Hier die nüchternen Fakten: Die Produktion Erneuerbarer in Deutschland wächst stetig auf jetzt ca. 60% des Bedarfs, der Output von Kraftwerken sinkt parallel, der CO2-Ausstoß ebenfalls, namentlich die Kohleverstromung ist auf dem Niveau der 50er. Man kann das alles zu langsam finden (dem würde ich mich anschließen), man kann auch ganz andere Wege vorschlagen (ich würde schneller BESS ausbauen), man kann rückblickend Fehler monieren (die vorzeitige Abschaltung der AKWs würde ich so sehen), aber was aus den Daten nicht abzuleiten ist: Weder scheitert dieser Weg, noch verfehlt er seine Ziele, noch stimmen viele Mythen über Kraftwerke, Kohleverstromung etc.

 

Bezüglich der komplett gegenstandslosen Diskussion über Importe ist festzustellen: Nimmt man als Basis die Gesamterzeugung inklusive der Eigenerzeugung von Haushalten und Industrie, hat Deutschland netto sogar nur ca. 5% seines Stroms importiert. Aus dem dauernd diskutierten Frankreich waren es ca. 2,5%. Lässt man die Eigenproduktion weg, reden wir von knapp 6% bzw. 2,8% aus Frankreich. Das ist weder ökonomisch, noch technisch relevant. Man kann das trotzdem alles ganz falsch finden und eine komplette Eigen- oder Überproduktion fordern, sollte das aber bitte begründen – ökonomisch und technisch. Bisher liest man nur abenteuerliche Mythen dazu, die ohne Beleg bleiben. Das kann nicht erstaunen, denn aus den paar Prozent ein großes Problem zu begründen, dürfte kaum gelingen.

 

Wir importieren übrigens Faktor 266 mal mehr fossile Energien als Strom (Quelle: Prof. Hirth).

 

Nachrichtlich: Wir importieren inzwischen 520.000 Tonnen Schokolade (Quelle: Mein Spaß an etwas Satire).

 

Ach ja, wir sind „Geisterfahrer“, weil wir so viele Erneuerbare einsetzen und auf Kernkraft verzichten. Äh – nö, unser Energiemix ist gar nicht so außergewöhnlich, sogar in Europa nicht, und unsere Herausforderung ist eine ganz andere: Das Erdöl des laufenden Jahrhunderts ist nämlich PV. Die und nicht Kernenergie wird exponentiell ausgebaut. Das ist in Deutschland aber leider nur die zweitbeste Quelle, wir müssen die nutzen, zugleich alles tun, die klimatisch für uns bessere Windkraft zu nutzen. Darüber hinaus wäre es ökonomisch sehr sinnvoll, die global wettbewerbsfähigen PV-Energien aus dem Süden Europas und Wind/Wasser aus dem Norden zu importieren.

 

Das, was so verteufelt wird, der EE-Ausbau und der Import sollten also viel schneller wachsen. Aber das ist nur meine Bewertung der Daten. Kann man auch anders sehen – die Daten jedoch nicht!


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