DMZ –FORSCHUNG ¦ Anton Aeberhard
Eine aktuelle Studie beleuchtet, wie das Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus an der Schnittstelle zwischen Schädel, Hirnhäuten und Gehirn zur Entstehung neurologischer Schäden beitragen könnte. Diese Entdeckung könnte ein Schlüssel zum Verständnis der langanhaltenden neurologischen Symptome von COVID-19, auch bekannt als Long COVID, sein.
Hintergrund: Spike-Protein und seine Rolle im Körper
Das Spike-Protein ist ein zentrales Strukturelement von SARS-CoV-2, das für das Eindringen des Virus in menschliche Zellen verantwortlich ist. Frühere Untersuchungen zeigten, dass das Spike-Protein selbst ohne aktive Virusinfektion Entzündungsreaktionen und Schäden an Blutgefäßen hervorrufen kann. Besonders bedeutsam ist die Fähigkeit des Spike-Proteins, proinflammatorische Blutgerinnsel zu bilden und die Funktion des Endothels zu beeinträchtigen.
Zentrale Erkenntnisse der Studie
Die neue Untersuchung, durchgeführt mithilfe hochmoderner optischer Gewebeklarungsverfahren, untersuchte Proben von COVID-19-Patienten sowie infizierten Mausmodellen. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehören:
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Persistenz des Spike-Proteins:
Das Spike-Protein wurde in Schädelknochen, Hirnhäuten und Gehirn von postmortalen COVID-19-Patienten nachgewiesen, die PCR-negativ auf das Virus waren. Es scheint, dass das Protein längerfristig in Geweben verbleibt und dort eine Immunantwort auslöst. -
Einfluss auf das Nervensystem:
In experimentellen Mausmodellen führte die Injektion von Spike-Protein in das Knochenmark des Schädels zu neuronalen Stressreaktionen und Entzündungen im Gehirn. Diese Effekte wurden durch Aktivierung von Signalwegen wie der Mitogen-aktivierten Proteinkinase (MAPK) verstärkt, was Angstverhalten auslöste. -
Verbindung zwischen Schädel und Gehirn:
Das Spike-Protein wurde an den kürzlich entdeckten Verbindungen zwischen Schädelknochen und Hirnhäuten (sogenannte Skull-Meninges-Connections, SMCs) lokalisiert. Diese könnten als Transportwege für Proteine oder andere Virusbestandteile in das Gehirn dienen. -
Schutz durch Impfung:
Die Studie zeigte auch, dass die Verabreichung des mRNA-Impfstoffs von Pfizer/BioNTech die Konzentration des Spike-Proteins im Gehirn infizierter Mäuse signifikant reduzierte.
Relevanz für Long COVID und neurologische Symptome
Die Studie liefert eine potenzielle Erklärung für anhaltende neurologische Symptome wie Gehirnnebel, Gedächtnisprobleme oder Angstzustände bei Long COVID-Patienten. Frühere Studien hatten gezeigt, dass die Infektion mit COVID-19 zu einer Reduktion der Grauen Substanz und einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle führen kann. Nun wird deutlich, dass nicht das Virus selbst, sondern die persistierenden viralen Proteine und die damit verbundene Entzündung eine zentrale Rolle spielen könnten.
Ausblick: Therapeutische und diagnostische Möglichkeiten
Die Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die Diagnostik und Therapie von COVID-19-bedingten neurologischen Erkrankungen. Da Schädel und Hirnhäute leichter zugänglich sind als das Gehirn, könnten Biomarker, die in Blut- oder Liquorproben nachweisbar sind, zur Früherkennung von Komplikationen genutzt werden. Zukünftige Forschungen sollten sich darauf konzentrieren, diese Biomarker zu charakterisieren und therapeutische Ansätze zu entwickeln, um die Langzeitfolgen von COVID-19 zu lindern.
Fazit
Die Studie unterstreicht die Bedeutung des Spike-Proteins als möglicher Treiber neurologischer Langzeitfolgen von COVID-19. Angesichts der Millionen von Menschen, die weltweit von Long COVID betroffen sind, sind weitere Untersuchungen dringend erforderlich, um wirksame Behandlungsstrategien zu entwickeln und die Mechanismen hinter diesen Schäden besser zu verstehen.
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