DMZ – WIRTSCHAFT / MM ¦ AA ¦
Am 30.09.2024 veröffentlichte das Bundesamt für Statistik (BFS) neue Zahlen zur Kulturwirtschaft, die ein eher widersprüchliches Bild der Einkommenssituation von Kulturschaffenden in der Schweiz zeichnen. Demnach lag das mittlere Einkommen im Jahr 2023 bei 69.600 Franken. Doch diese Zahl wirft bei vielen in der Branche Fragen auf: Laut den Erfahrungen und Rückmeldungen vieler Kulturschaffender ist dieser Betrag kaum realistisch.
Viele berichten von deutlich niedrigeren Einkommen, besonders im freien Kunstbetrieb oder bei freiberuflichen Künstlerinnen und Musikerinnen. Hier scheint die Wirklichkeit weit unter den veröffentlichten Zahlen zu liegen. Teilzeitarbeit und befristete Engagements sind in der Kulturbranche weit verbreitet, aber oft reichen diese Einnahmen kaum aus, um finanziell über die Runden zu kommen.
Statistik vs. Realität – eine große Diskrepanz
Laut den BFS-Zahlen verdienten Kulturschaffende mit einem Vollzeitpensum im Jahr 2023 im Median 91.000 Franken – mehr als der Durchschnittslohn in der Gesamtwirtschaft (85.500 Franken). Doch viele, die direkt in der Kulturbranche arbeiten, empfinden diese Summen als unerreichbar. Oft stehen sie vor unsicheren Aufträgen, die bestenfalls für ein paar Monate gesichert sind, bevor sie wieder neu planen müssen.
Musikerinnen, bildende Künstlerinnen und viele andere verdienen oft nur durch unregelmäßige Aufträge, was in den BFS-Daten nicht ausreichend berücksichtigt wird. Besonders prekär ist die Lage für Selbständige: Die Statistik geht davon aus, dass sie sich selbst ein angemessenes Gehalt zahlen, aber in der Realität sind viele von ihnen mit niedrigen Honoraren und steigenden Lebenshaltungskosten konfrontiert.
Die großen Unterschiede in den Löhnen und die fehlende Berücksichtigung der Arbeitsrealität
Das BFS berichtet, dass Teilzeit arbeitende Kulturschaffende im Median 45.700 Franken verdienten, ähnlich wie in anderen Branchen (43.600 Franken). Doch auch hier bestehen Zweifel: Viele Teilzeitjobs in der Kultur sind projektbasiert und bieten keine dauerhafte Sicherheit. Die oft langen Zeiten ohne Engagement bleiben in der Statistik völlig unberücksichtigt.
Ein weiterer Punkt ist der große Unterschied zwischen den Geschlechtern. Frauen verdienten in Vollzeit im Schnitt 78.000 Franken, Männer hingegen 98.000 Franken. Diese Kluft wird oft mit der ungleichen Verteilung von Führungspositionen erklärt (22 % der Frauen gegenüber 37 % der Männer), aber die Realität ist vielschichtiger: Viele weibliche Kulturschaffende haben gar nicht die Möglichkeit, in die höheren Einkommensklassen vorzudringen, da der Kultursektor häufig unsichere und prekäre Arbeitsbedingungen fördert.
Fazit: Die Statistiken spiegeln nicht die Realität wider
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die vom BFS präsentierten Zahlen die schwierige finanzielle Realität vieler Kulturschaffender nicht richtig abbilden. Der veröffentlichte Medianlohn steht in starkem Kontrast zu den tatsächlichen Erfahrungen und Berichten aus der Branche. Es ist dringend notwendig, die Arbeitsbedingungen und Lohnstrukturen genauer zu untersuchen, um Missstände zu erkennen und anzupacken. Letztlich bleibt die Frage, wie eine Kulturpolitik gestaltet werden kann, die der realen Lebenswelt der Kulturschaffenden gerecht wird.
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