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Neue Studie identifiziert Risikofaktoren für den Schweregrad und die Dauer von Mpox-Erkrankungen

DMZ –FORSCHUNG ¦ Anton Aeberhard

 

Eine neue, umfassende italienische Multizenterstudie mit dem Titel "Clinical and laboratory predictors of mpox severity and duration: an Italian multicentre cohort study (mpox-Icona)" hat wichtige Erkenntnisse  über die Risikofaktoren für den Schweregrad und die Dauer von Mpox-Infektionen (früher bekannt als Affenpocken) gewonnen. Die Ergebnisse dieser Studie könnten entscheidend zur Verbesserung der klinischen Behandlung und des Managements der Erkrankung beitragen.

 

Seit Mai 2022 wurden weltweit über 90.000 Mpox-Fälle in 117 Ländern gemeldet, was zu einem globalen Ausbruch führte. Dieser war geprägt von neuen klinischen Präsentationen und neuartigen Übertragungswegen von Mensch zu Mensch. Insbesondere die Klassifizierung von Mpox als sexuell übertragbare Krankheit, basierend auf dem Nachweis von MPXV-DNA in Samenflüssigkeit, war ein markanter Aspekt dieses Ausbruchs.

 

Zentrale Erkenntnisse der Studie

Die Studie identifizierte mehrere klinische und demografische Faktoren, die mit einem schwereren Krankheitsverlauf verbunden sind. Besonders auffällig waren folgende Risikofaktoren:

  • Systemische Symptome: Ein Krankheitsbeginn mit Fieber und Lymphknotenschwellungen (Lymphadenopathie) wurde als Prädiktor für eine schwerere Krankheitsentwicklung identifiziert.
  • Lokalisation der Hautläsionen: Hautveränderungen im perianalen Bereich und Halsschmerzen wurden ebenfalls als Risikofaktoren erkannt.
  • Viruslast im oberen Respirationstrakt: Ein niedriger Ct-Wert (= höhere Viruslast) in den ersten Tagen nach Krankheitsbeginn, gemessen im oberen Respirationstrakt, wurde als signifikanter Laborprädiktor für einen ungünstigen Krankheitsverlauf festgestellt.
  • Ethnische und demografische Faktoren: Die Studie untersuchte auch Unterschiede in den Krankheitsverläufen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Es wurde festgestellt, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen möglicherweise anfälliger für schwere Verläufe sind. Diese Beobachtungen bedürfen jedoch weiterer Untersuchungen, um die genauen Ursachen und Mechanismen besser zu verstehen.

Zusätzlich entwickelte die Studie eine Bewertungsskala, das Mpox Severity Scoring System (MPOX-SSS), das auf der Anzahl aktiver Läsionen, deren Ausbreitung, dem Vorhandensein konfluenter Läsionen und der Notwendigkeit einer analgetischen Behandlung basiert. Dieses System könnte es Ärzten ermöglichen, Patienten mit einem höheren Risiko für schwere Krankheitsverläufe frühzeitig zu identifizieren und eine rechtzeitige Therapieeinleitung zu planen.

 

Implikationen für die klinische Praxis

Die Erkenntnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung einer schnellen Identifikation von Patienten, die ein Risiko für einen schweren Verlauf oder eine verlängerte Krankheitsdauer haben. Dies ist besonders wichtig bei Personen mit geschwächtem Immunsystem, wie beispielsweise Menschen mit fortgeschrittener HIV-Infektion. Bei diesen Patienten wurde eine verlängerte Krankheitsdauer und ein schwererer Verlauf dokumentiert.

 

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist die Feststellung, dass trotz klinischer Genesung MPXV-DNA in verschiedenen Körperflüssigkeiten nachweisbar bleibt, was die Dauer der Isolationsmaßnahmen beeinflussen könnte. Diese Tatsache wirft Fragen bezüglich der potenziellen Ansteckungsgefahr nach der klinischen Erholung auf.

 

Einschränkungen der Studie

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass ihre Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden sollten, da es sich um explorative Analysen auf Basis eines historischen Datensatzes handelt, der möglicherweise nicht alle relevanten Faktoren erfasst hat. Zudem basieren die Ergebnisse auf Clade-IIb-MPXV-Infektionen, die den globalen Ausbruch 2022-2023 verursacht haben. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere MPXV-Clades, wie sie aktuell in der Demokratischen Republik Kongo beobachtet werden, bleibt unklar.

 

Trotz dieser Einschränkungen liefert die Studie wertvolle Einblicke in die Prädiktoren für den Schweregrad und die Dauer von Mpox-Infektionen und stellt somit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der klinischen Versorgung und der öffentlichen Gesundheit dar.

 

 

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