DMZ – POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦
Wien – Der österreichische Arbeitsmarkt steht vor großen Herausforderungen, insbesondere in Hinblick auf den Fachkräftemangel. Ein aktueller Bericht des Wirtschaftsministeriums zur Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung zeigt, dass die Zahl der Lehrlinge in einigen Branchen dramatisch zurückgeht, während der Bedarf an qualifizierten Fachkräften weiter steigt.
Laut dem Bericht des Wirtschaftsministeriums über die Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung (III-1189 d.B.) gab es Ende 2023 in Österreich insgesamt leicht mehr Lehrlinge als im Vergleichsjahr 2019. Dennoch verzeichnete der Tourismusbereich den stärksten Rückgang. Trotz einer Steigerung um 3,5 % im Vergleich zu 2022 waren im Vorjahr nur noch 7.189 Lehrlinge in der Lehrberufsgruppe "Tourismus/Gastgewerbe/Hotellerie" beschäftigt – weniger als halb so viele wie im Jahr 2008, als diese Zahl noch bei 14.755 lag.
Tourismus besonders betroffen
Die dramatischen Rückgänge im Tourismus werden im Bericht unter anderem auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückgeführt. Der Tourismusbereich, der traditionell einen hohen Bedarf an Fachkräften aufweist, leidet besonders unter den langfristigen Folgen der Pandemie, was sich auch in der sinkenden Zahl von Lehrbetrieben widerspiegelt. Der anhaltende Rückgang in der Lehrlingsausbildung innerhalb dieser Branche könnte langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Tourismus gefährden.
Dringender Handlungsbedarf
Wirtschaftsminister Martin Kocher betont die Dringlichkeit, diesem Trend entgegenzuwirken. Angesichts der erwarteten Pensionierungswelle und des anhaltenden Fachkräftemangels sei die staatliche Förderung von Lehrstellen eine wesentliche Maßnahme, um den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zu mindern. Für das Jahr 2024 sind daher 280 Millionen Euro für die Lehrstellenförderung vorgesehen, nachdem das Fördervolumen bereits in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist – von 199,1 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 270 Millionen Euro im Jahr 2023.
Positive Entwicklungen und Herausforderungen
Trotz der Herausforderungen im Tourismus gibt es auch positive Entwicklungen: Die Gesamtzahl der Lehrlinge in Österreich hat sich auf einem Niveau leicht über dem Vor-Corona-Jahr 2019 stabilisiert. Besonders erfreulich ist die Zunahme von Lehrlingen in Wien, wo die Zahl von 17.697 im Jahr 2022 auf 18.215 im Jahr 2023 gestiegen ist. Auch in der IT-Branche zeigt sich ein positiver Trend: Seit 2017 hat sich die Zahl der Lehrlinge in IT-Berufen fast verdoppelt, von 520 auf 968 im Jahr 2023.
Der Bericht weist jedoch auch auf regionale Unterschiede hin. Während der Fachkräftemangel in den westlichen Bundesländern höher ist als im Osten Österreichs, ist der Anteil der Jugendlichen, die sich für eine Lehre entscheiden, im Westen ebenfalls höher. Dies verdeutlicht das komplexe Zusammenspiel von Arbeitskräfteangebot und -nachfrage, das gezielte regionale Maßnahmen erfordert.
Langfristige Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
Um den Fachkräftemangel langfristig zu bekämpfen, setzt die österreichische Regierung auf das duale Ausbildungssystem. Die Einführung von modularen Lehrberufen seit 2016 ermöglicht es Lehrlingen, sich nach einer zweijährigen Grundausbildung auf einen bestimmten Bereich zu spezialisieren. Zudem wurden neue Lehrberufsgruppen geschaffen, die den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen. Ein weiteres Beispiel ist die Möglichkeit, seit 2023 eine Ausbildung im Pflegebereich im Rahmen einer dreijährigen Lehre zu absolvieren.
Abschließend betont der Bericht die Bedeutung von Bildungspolitik und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie der Ausbildungspflicht bis 18 und der Ausbildungsgarantie bis 25. Diese sollen verhindern, dass Jugendliche ohne qualifizierten Abschluss in den Arbeitsmarkt eintreten, und so den Fachkräftemangel langfristig mindern.
Fazit
Die Herausforderungen, die sich aus dem Fachkräftemangel ergeben, erfordern ein entschlossenes Handeln auf politischer und wirtschaftlicher Ebene. Die Förderung von Lehrstellen ist ein wichtiger Schritt, um die Ausbildung von Fachkräften zu sichern und den langfristigen Bedarf der österreichischen Wirtschaft zu decken. Angesichts der demografischen Entwicklung und des anhaltenden Bedarfs an qualifizierten Arbeitskräften wird die Lehrstellenförderung auch in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle spielen.
Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦
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