DMZ – FORSCHUNG ¦ Lena Wallner ¦
Eine durchgeführte Studie wirft ein neues Licht auf die Verbreitung von SARS-CoV-2, dem Erreger von COVID-19, in Wildtierpopulationen. Die Untersuchung, die zwischen Mai 2022 und September 2023 in Virginia und Washington D.C. durchgeführt wurde, zeigt, dass das Virus in einer breiten Vielfalt von Wildtierarten vorkommt. Diese Entdeckung könnte weitreichende Folgen für die öffentliche Gesundheit und das Verständnis der Virusevolution haben.
Hintergrund und Relevanz
Seit dem Ausbruch von SARS-CoV-2 im Jahr 2019 wurden weltweit über 771 Millionen menschliche Infektionen und mehr als sechs Millionen Todesfälle gemeldet. Während das Virus zunehmend endemisch wird, besteht eine der größten Bedrohungen in der Entstehung neuer, virulenterer und übertragbarer Varianten. Die Möglichkeit, dass SARS-CoV-2 auf Wildtierpopulationen übergreift, dort einen sylvatischen Zyklus etabliert und als Quelle für neue Varianten dient, hat zu großer Besorgnis geführt.
Dokumentierte Infektionen und experimentelle Studien
Bisher wurden SARS-CoV-2-Infektionen bei gefangenen Tieren wie weißen Hirschen, freilebenden Nerzen und europäischen Fischottern dokumentiert. Experimentelle Infektionen und Modellierungen des funktionellen SARS-CoV-2-Rezeptors (ACE2) deuten darauf hin, dass zahlreiche Wildtierarten als Wirte fungieren könnten. Diese Studien waren jedoch bisher auf Laborumgebungen und eine begrenzte Anzahl von Arten beschränkt.
Neue Erkenntnisse aus der Feldforschung
In der aktuellen Studie wurden 789 Proben von 23 verschiedenen Arten auf SARS-CoV-2 untersucht. RNA des Virus wurde in sechs dieser Arten nachgewiesen. Zusätzlich wurden 126 Serumproben auf neutralisierende Antikörper getestet, wobei fünf der sechs Arten positiv reagierten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass viele Wildtierarten in ihren natürlichen Lebensräumen dem Virus ausgesetzt waren.
Die höchste Anzahl positiver RNA-Nachweise fand sich bei der Hirschmaus, gefolgt von Waschbären und Baumwollschwanzkaninchen. Einige dieser Arten, wie die Hirschmaus, sind bekannt dafür, Reservoirs für andere pulmonale Viren zu sein und stehen in engem Kontakt mit Menschen.
Einfluss von Urbanisierung und menschlicher Aktivität
Die Studie fand einen Zusammenhang zwischen der Präsenz von Menschen und der Seroprävalenz bei Tieren. In Gebieten mit hoher menschlicher Aktivität war das Risiko für Wildtiere, dem Virus ausgesetzt zu sein, höher. Dies legt nahe, dass städtische und stark frequentierte Erholungsgebiete wichtige Brennpunkte für die Übertragung zwischen Menschen und Wildtieren sein könnten.
Herausforderungen und zukünftige Forschungsansätze
Die Ergebnisse zeigen, dass Wildtiere ständig einer Vielzahl von SARS-CoV-2-Linien ausgesetzt sind. Es ist unklar, ob ein sylvatischer Zyklus des Virus in Wildtierpopulationen etabliert wurde. Die Identifikation von Übertragungswegen, wie menschlicher Abfall und Abwasser, ist ein kritischer nächster Schritt in der Krankheitskontrolle. Zukünftige Studien sollten sich darauf konzentrieren, wie sich das Virus an neue Wildtierwirte anpasst und ob es eine Gefahr der Rückübertragung auf den Menschen gibt.
Schlussfolgerung
Die Ausbreitung von SARS-CoV-2 in Wildtierpopulationen könnte neue Mutationen und Variationen des Virus hervorrufen, die sowohl die menschliche als auch die tierische Gesundheit gefährden. Eine kontinuierliche Überwachung und detaillierte ökologische Forschung sind notwendig, um die Rolle von Wildtiergemeinschaften in der Übertragung und Evolution von SARS-CoV-2 besser zu verstehen und effektive Maßnahmen zur Krankheitsbekämpfung zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, den Einfluss von SARS-CoV-2 auf Wildtierpopulationen weiter zu erforschen und zu überwachen.
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