DMZ – MEDIZIN¦ Anton Aeberhard ¦
Eine der größten Studien, die bisher zu den Auswirkungen der COVID-19-Lockdowns auf die psychische Gesundheit junger Erwachsener durchgeführt wurden, hat vor Monaten überraschende Ergebnisse geliefert: Die erhofften negativen Auswirkungen blieben aus. Statt einer Zunahme von Selbstverletzungen, Suizidalität und Essstörungen wurde in einigen Fällen sogar ein Rückgang dieser Symptome festgestellt. Entgegen vieler Medienberichte weltweit.
PhD Stine Danielsen vom Dänischen Forschungsinstitut für Suizidprävention und dem Psychiatrischen Zentrum Kopenhagen leitete die umfangreiche Untersuchung. Die Studie nutzte Daten der Dänischen Nationalen Geburtskohorte, um die mentale Gesundheit von jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren vor und während der Lockdowns zu vergleichen.
Überraschende Ergebnisse
"Wir hatten erwartet, dass der Anteil junger Erwachsener mit Selbstverletzungen, Suizidalität und Essstörungen zunehmen würde, aber unsere Daten zeigten keine Veränderung. In einigen Fällen gab es sogar einen Rückgang," erklärt Stine Danielsen. Die Forscher vermuten, dass die durch die Lockdowns erzwungene physische Distanzierung für einige junge Menschen positive Effekte hatte. Mehr Zeit zu Hause und weniger Verpflichtungen könnten zu einem geringeren Stressniveau beigetragen haben.
Langzeitstudie mit solider Datengrundlage
Der besondere Wert dieser Studie liegt in ihrer Methodik. Während viele Untersuchungen während der Pandemie lediglich Querschnittsdaten erhoben und somit nur Momentaufnahmen lieferten, konnte Danielsen auf eine bereits laufende Langzeitstudie zurückgreifen. Dies ermöglichte es, die mentale Gesundheit junger Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg zu beobachten und Veränderungen im Kontext der Pandemie zu analysieren.
Reduzierte Verzerrungsrisiken
Um Verzerrungen in den Ergebnissen zu minimieren, wurden verschiedene Methoden angewandt. "Wir haben die mentale Gesundheit von fast 25.000 jungen Erwachsenen sowohl vor als auch während der Pandemie bis zum Frühjahr 2021 untersucht. Unsere Analysen zeigen keine Zunahme der untersuchten Symptome," so Danielsen. Die Forscher gehen jedoch vorsichtig mit ihren Ergebnissen um, da es möglich ist, dass gesündere Personen eher an der Studie teilgenommen haben.
Trotzdem alarmierend hohe Zahlen
Trotz dieser positiven Nachricht bleibt die Zahl der jungen Erwachsenen mit mentalen Gesundheitsproblemen besorgniserregend hoch. Die Pandemie hat zwar keine Verschlechterung der Situation herbeigeführt, aber die Ausgangslage war bereits ernst. Danielsen betont, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um zu verstehen, warum einige junge Menschen von der Pandemie profitiert haben und andere nicht.
"Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, Maßnahmen zu entwickeln, die die Anzahl junger Menschen mit schwerwiegenden psychischen Problemen reduzieren," schließt Danielsen.
Die Studie zeigt, dass es trotz der Herausforderungen der Pandemie auch unerwartete positive Effekte gab, die nun weiter erforscht werden müssen. Das Verständnis dieser Dynamiken ist entscheidend, um zukünftige Krisen besser zu bewältigen und die psychische Gesundheit junger Menschen zu unterstützen.
Auch neue Erkenntnisse zeigen ähnliche Ergebnisse: Pandemie-Maßnahmen und Jugend-Suizide: Eine Analyse von Dr. Tyler Blac.
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