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Von der Schattenfamilie ins Exil: Ein erschütternder Erfahrungsbericht

DMZ – LEBEN ¦ Sarah Koller ¦                 

 

Die Meisters* sind eine dreiköpfige Familie, die sich inmitten der Pandemie vor eine schwierige Wahl gestellt sah: Ihr vorerkranktes Kind zu schützen oder den Risiken des Präsenzunterrichts auszusetzen. Was als tapferer Versuch begann, das Bildungsniveau ihres Kindes aufrechtzuerhalten, wurde zu einem Albtraum, der sie in ein fremdes Land trieb.

 

Die Meisters entschieden sich frühzeitig dafür, ihr Kind zu Hause zu unterrichten, um es vor möglichen Gesundheitsrisiken zu bewahren. Doch während anfangs noch Anerkennung und Lob für ihren Einsatz folgten, wurde ihre Solidarität mit anderen vorerkrankten Menschen allmählich in Frage gestellt. Plötzlich wurden sie als "Aussteiger" stigmatisiert, obwohl sie Bildung und soziale Kontakte unter Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen ermöglichten.

 

Die Situation eskalierte, als die Schule, Lehrkräfte und sogar andere Eltern den Ton verschärften. Die Meisters wurden gezwungen, sich rechtlich gegen den Präsenzunterricht zu wehren, ein Kampf, der jedes Mal aufs Neue ihre Kraft und finanziellen Ressourcen beanspruchte. Trotz ärztlicher Atteste und der klaren Notwendigkeit, ihr Kind zu schützen, sahen sie sich mit dem Vorwurf konfrontiert, das Wohl ihres Kindes zu gefährden.

 

Das Leben der Meisters drehte sich fortan um die Frage, wie sie ihrem Kind eine unbeschwerte Schullaufbahn ermöglichen könnten. Gleichzeitig wurden sie mit den vielfältigen Schäden konfrontiert, die Covid-19 auch bei Kindern hinterlassen kann. Angesichts der abnehmenden rechtlichen Möglichkeiten, ihren Schutz zu gewährleisten, trafen die Meisters eine schwerwiegende Entscheidung: Sie gaben alles auf und flohen ins Ausland.

 

Der Verlust von Haus, Job und sozialen Bindungen war für die Meisters ein harter Schlag. Doch sie waren überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, um ihrem Kind ein sicheres Umfeld zu bieten. Im Exil fanden sie eine neue Heimat, die ihnen die Angst um die Gesundheit ihres Kindes nahm. Die Enttäuschung über das Versagen des deutschen Systems war groß, und die Meisters haben keine Absicht, jemals zurückzukehren.

 

Ihr einziges Vergehen? Nicht gesund zu sein und die Verantwortung für ihr Kind wahrnehmen zu wollen. Die Meisters mögen ihr neues Zuhause. Hier müssen sie nicht das Leben ihres Kindes aufs Spiel setzen. Und obwohl nicht alles besser oder einfacher ist, können sie endlich wieder ruhig schlafen, ohne sich um die Zukunft ihres Kindes sorgen zu müssen.

 

Es ist zutiefst bedauerlich und zugleich unerträglich zu erkennen, dass Menschen wie die Meisters, die nichts weiter tun, als ihre Liebe und Fürsorge für ihr Kind zum Ausdruck zu bringen, dazu gezwungen sind, ihr Zuhause zu verlassen und ins Exil zu fliehen, nur um es zu schützen. Es ist eine unerträgliche Realität, die zeigt, dass unser Land es nicht verdient, sich als fortschrittlich oder mitfühlend zu bezeichnen, wenn ein Großteil der Gesellschaft die egoistischen Interessen über das Wohl anderer stellt.

 

In einer Gesellschaft, in der Solidarität und Mitgefühl eine entscheidende Rolle spielen sollten, ist es schlicht inakzeptabel, dass Menschen wie die Meisters stigmatisiert, diffamiert und gezwungen werden, ihr Leben radikal zu verändern, nur um die Gesundheit ihres Kindes zu schützen. Diese Geschichte offenbart eine traurige Wahrheit über das Versagen unseres Systems, das es nicht schafft, diejenigen zu schützen, die am meisten Schutz benötigen.

Es ist an der Zeit, dass wir uns als Gesellschaft hinterfragen und uns für eine Welt einsetzen, in der das Wohl aller Menschen Priorität hat. Denn solange Menschen wie die Meisters gezwungen sind, solche Entscheidungen zu treffen, solange werden wir uns mit der Schande und dem Unrecht konfrontiert sehen, das unserem Land unwürdig ist.

 

(*Name von der Redaktion geändert) 


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