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Axpo nimmt ersten Batteriespeicher in Schweden in Betrieb

DMZ – ENERGIE ¦ Maya West ¦             

 

Plötzlich ist der Strom weg – Blackout! Die Gefahr von Lieferengpässen auf dem europäischen Strommarkt hat in jüngerer Zeit wieder zugenommen. Dabei arbeiten führende Versorger in Europa längst mit moderner Technik an der Sicherung der Netzstabilität. Ein wichtiger Meilenstein ist die Errichtung einer Speicherinfrastruktur. Die Schweizer Axpo geht hierbei voran und eröffnete jüngst ihren ersten großtechnischen Energiespeicher in Schweden. Der ist nicht nur ein Meilenstein für die Netzstabilität. Die Technologie trägt außerdem dazu bei, erneuerbare Energien noch wirtschaftlicher und lukrativer zu machen.

 

Lithium-Ionen-Technologie für die Energiesicherheit

Standort der Großbatteriespeicheranlage ist Landskrona, eine kleine schwedische Stadt knapp 600 Kilometer südwestlich von Stockholm. Hier entstand die erste Anlage ihrer Art, welche die Axpo in Schweden in Betrieb nehmen konnte. Anwohnerinnen und Anwohner zeigten sich erfreut über die Investition in ihre Infrastruktur vor Ort. Stellvertretend äußerte sich Torkild Strandberg, Vorsitzender des Gemeindevorstands der Stadt Landskrona, entsprechend zufrieden: „Es ist gut, dass wir zur Stabilität in unserer Region beitragen können. Der Strombedarf in Schweden wird in den nächsten 10 bis 20 Jahren voraussichtlich erheblich steigen. Dies erfordert sowohl eine neue Produktion als auch neue Maßnahmen zur Stärkung des Stromnetzes.“

 

Tatsächlich gibt es verschiedene Herausforderungen, die das Stromnetz der Zukunft meistern muss. Zum einen ist das die verstärkt dezentrale Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen. Die Axpo ist auch in diesem Bereich engagiert und unterstützte zum Beispiel den Bau und die Nutzung einer großen Solaranlage in Südschweden als PPA-Partnerin. Hinzu kommt die schwankende Leistung von Solar- und Windkraftanlagen, während zugleich der Bedarf an Strom steigt. Viele moderne Technologien setzen auf sauberen Strom statt auf fossile Energieträger – die Wärmepumpe und das Elektroauto sind zwei prominente Beispiele dafür.

 

Auf der einen Seite steht also der gesellschaftliche und politische Wunsch, mehr erneuerbare Energien zu nutzen. Auf der anderen Seite sind die Ansprüche an Netzstabilität hoch – schließlich möchte niemand im Dunkeln sitzen oder sein Auto nicht laden können. Aus diesem Grund arbeiten Fachgruppen auf der ganzen Welt an Stromspeicherlösungen im industriellen Maßstab. Eine besonders fortschrittliche Lösung sind Großbatteriespeicher, wie sie die Axpo nun in Schweden in Betrieb genommen hat. Sie basieren auf der gleichen Technik wie der Laptop-Akku oder dessen größere Verwandte im Elektroauto – nämlich auf Li-Ionen-Zellen. Diese haben verschiedene Vorteile, etwa im Vergleich zu den klassischen Bleiakkumulatoren. So sind Lithium-Batterien bei gleicher Leistung leichter, lassen sich tiefer entladen und gelten als besonders zyklenfest. Das heißt, sie können häufig ge- und entladen werden, ohne dass die Kapazität merklich darunter leidet. Das macht diese Batterien zur Technologie der Wahl, wenn es um leistungsstarke Stromspeicher geht.

 

Batteriespeicher sichert bis zu 4.000 Haushalte

Der nun fertiggestellte Großbatteriespeicher der Axpo ist nicht nur besonders modern, sondern auch sehr leistungsstark. Die Anlage hat eine Kapazität von 20 Megawattstunden bei 20 Megawatt Leistung. Das reicht aus, um bis zu 4.000 Haushalte eine Stunde lang mit Strom zu versorgen. In dieser Form wird es dazu jedoch nicht kommen. Der Speicher ist so konzipiert, dass er Regelenergie bereitstellt und auf diese Weise das Stromnetz stabilisiert. Kommt es zu Belastungsspitzen oder steht kurzfristig nicht genug Strom von Windrädern, PV-Anlagen oder anderen Erzeugern zur Verfügung, fließt die gespeicherte Energie aus der Batterie ins Netz.

 

Damit ist die gesamte Region gut abgesichert, was Unterbrechungen der Versorgung anbelangt. Dies betonte auch Johan Holmstedt, CEO des regionalen Netzbetreibers Landskrona Energi, im Rahmen der Eröffnungsfeier: „Als Eigentümer des Stromnetzes ist es erfreulich, dass der Batteriespeicher nun eingeweiht werden kann. Die Zusammenarbeit mit Axpo, der Stadt Landskrona und allen anderen, die an diesem Projekt beteiligt waren, hat reibungslos funktioniert.“ Diese wichtige Funktion erfüllt der neue Speicher nun seit dem 12. Februar 2024.

 

Axpo realisiert Stromspeicher in ganz Europa

Dass sich die regionalen Vertreter und Vertreterinnen für die Axpo entschieden haben, hat mehrere Gründe. Einer ist die hohe Expertise der Schweizer Spezialistin für die Gewinnung, Nutzung und Speicherung von grünem Strom. So war das Unternehmen schon am Bau verschiedener Speicher beteiligt, etwa in der Schweiz und in Deutschland. Auch in Schweden nimmt die Aktivität zu, in Filipstad ist beispielsweise ein 25-Megawatt-Batteriespeicher geplant, der zusammen mit einer PV-Freiflächenanlage betrieben werden soll. Wie wichtig das Thema für die Axpo ist, zeigt auch die interne Herangehensweise. Es wurde ein eigenes Kompetenzzentrum für Batteriespeicherlösungen geschaffen, das viel Expertise in die Speicherprojekte einbringt. Zudem sammeln die Forschenden wertvolle Erfahrungen, um Speicher der Zukunft zu entwickeln.

 

Speicherlösungen als Stütze der Energiewende

Grundsätzlich – da sind sich alle Experten und Expertinnen sicher – sind Batteriespeicher ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Dass sie das Netz stabilisieren und vor Blackouts schützen, ist nur einer von verschiedenen Vorteilen. So sind Batteriespeicher auch in der Lage, den Anteil von erneuerbaren Energieträgern am Strommix insgesamt zu erhöhen – jedenfalls indirekt. Der Effekt beruht darauf, dass die Batterien nicht genutzten grünen Strom, zum Beispiel aus Photovoltaik zur Mittagszeit, aufnehmen können. Zu Zeiten mit hoher Last, das ist vor allem abends der Fall, geben sie den gespeicherten Strom ans Netz ab. So ist es nicht nötig, die fehlenden Kilowattstunden aus fossilen Energieträgern zu beziehen, wie es ohne Speicherung der Fall wäre. Damit sparen sie CO2 – ein großer Vorteil für Klima und Umwelt. Ein weiterer Vorteil von Großbatteriespeichern ist, dass PV- und Windkraftanlagen effizienter betrieben werden können. Die genannte Überproduktion führt sonst dazu, dass Strom ungenutzt verpufft – und ungenutzt bedeutet auch weitgehend unbezahlt. Speicher machen die Investition in grüne Energietechnik daher noch wirtschaftlicher. Eine lukrative Möglichkeit, den gespeicherten Strom zu verkaufen, besteht unter anderem darin, ihn auf dem Markt zum Ausgleich von Belastungsspitzen anzubieten. Als erfahrene Händlerin bietet die Axpo auch hierfür Unterstützung an.

 

Weiterer Ausbau ist geplant

Aus den genannten Gründen wundert es wenig, dass die Axpo den Ausbau von Speicherlösungen weiter vorantreiben will. Frank Amend, Group Head Batteries and Hybrid Systems bei der Axpo, sagte dazu am Rande der Eröffnung in Schweden: „Die Bedeutung großer Speicherkapazitäten ist im Zuge der Energiewende entscheidend. Wir werden unsere Speicheraktivitäten in den nächsten Jahren weiter ausbauen.“ Spannend wird dabei auch sein, wie sich die Technik weiterentwickelt und welche Synergien sich ergeben. Die Axpo ist beispielsweise auch als Produzentin von Strom aus erneuerbaren Energien tätig und kann entsprechende Effekte daher besonders effizient nutzen. Schon jetzt sind Anlagen der Axpo häufig in der Nähe von Kraftwerken angesiedelt – Speicher in der Umgebung von wind- und sonnenreichen Standorten könnten in naher Zukunft hinzukommen.

 

Schwedische Speicherlösung als Blaupause für die Zukunft

In Hinblick auf die Entwicklungen auf dem internationalen Strommarkt ist die Speicherlösung in Schweden in vielerlei Hinsicht zukunftsweisend. Bedeutend ist zum einen die hohe Kapazität, mit der sich Landskrona auch innerhalb des Portfolios der Axpo auszeichnet. Vergleichbare Anlagen in der Schweiz oder der EU haben bisher oft nur Kapazitäten im niedrigen Megawatt-Bereich. Zum anderen ist die kurze Bauzeit ein entscheidender Faktor, um die vom Unternehmen selbst gesteckten Ziele bis 2030 zu erfüllen. Bis dahin soll eine beträchtliche Speicherkapazität in mehreren Ländern Europas aufgebaut werden. Nach dem Erfolg des Musterprojekts in Südschweden scheint dem nichts mehr im Weg zu stehen.

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