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AT: Spurensuche: Kunstprojekt erinnert an Deportation von Kärntner Sloweninnen und Slowenen im Zweiten Weltkrieg

Lesung aus den Briefen der Vertriebenen durch Schauspielerin Katarina Hartmann und Schauspieler Michael Kristof-Kranzelbinder (Copyright: Parlamentsdirektion/Ulrike Wieser)
Lesung aus den Briefen der Vertriebenen durch Schauspielerin Katarina Hartmann und Schauspieler Michael Kristof-Kranzelbinder (Copyright: Parlamentsdirektion/Ulrike Wieser)

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦        Lesung aus den Briefen der Vertriebenen durch Schauspielerin Katarina Hartmann und Schauspieler Michael Kristof-Kranzelbinder (Copyright: Parlamentsdirektion/Ulrike Wieser)   

 

Wien – Die Tage des 14. und 15. April 1942 markieren den Höhepunkt der vom NS-Regime durchgeführten Deportation von Kärntner Sloweninnen und Slowenen. Etwa 1.000 Personen wurden unter dem Decknamen "K-Aktion" in verschiedene Lager verbracht und in Fabriken, Haushalten, Steinbrüchen und Rüstungsbetrieben zur Arbeit gezwungen.

 

Gestern Abend wurde im Parlament die Ausstellung des Kunst-, Musik- und Literaturprojekts SPUREN. SLEDI eröffnet, das die damaligen Vorgänge und die Geschichten der Betroffenen reflektiert. Die Ausstellung wird vom 21. bis zum 29. Februar 2024 in der Säulenhalle gezeigt.

 

Nach einführenden Worten von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka fand ein Gespräch mit dem Kurator der Ausstellung, Karl Vouk, statt. Darauf folgte ein Referat der Historikerin Brigitte Entner mit dem Titel "Volks- und staatsfeindlich". Gabriel Lipuš und Roman Pechmann präsentierten eine musikalische Vertonung des Gedichtzyklus "Leere Bahnsteige" von Fabjan Hafner (1966–2016), während die Schauspieler:innen Katarina Hartmann und Michael Kristof-Kranzelbinder aus Briefen von Deportierten vorlasen.

 

Sobotka betonte die Notwendigkeit, aus der Geschichte zu lernen und das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Die Traumata, die die Deportation und Vertreibung bei den 227 betroffenen Familien ausgelöst haben, wirken bis heute nach. Die Schuld tragen individuell jene, die diese Verbrechen vollzogen oder unterstützt haben, aber die Verantwortung für die Bewusstmachung dieser Verbrechen liegt bei der gesamten Gesellschaft. Sobotka erinnerte an die Kärntner Volksabstimmung 1920 und die Enttäuschung der Kärntner Slowen:innen über die Ausgrenzungspolitik. Der Nationalsozialismus brachte schließlich die Gräueltaten, an die die Ausstellung erinnern soll. Die künstlerische Umsetzung des Erinnerns könne oft mehr ausdrücken als bloße historische Berichte, da Kunst zum Mitdenken und Mitempfinden anrege.

 

Die Minderheiten in Österreich seien heute ein konstitutiver Teil des Landes, auch wenn es bei der Ausgestaltung ihrer Rechte noch "Luft nach oben" gebe. Das Österreichische Parlament sei in dieser Hinsicht ihr "Anwalt". Dazu gehöre auch die Aufarbeitung der an ihnen begangenen Verbrechen, damit aus der Geschichte gelernt werden könne. Auch in anderen Teilen Europas sollte das Gemeinsame vor das Trennende gestellt werden, insbesondere auf dem Westbalkan, betonte Sobotka.

 

Vouk und Entner diskutierten über die Schwierigkeiten der Erinnerungskultur. Vouk betonte den Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Kunst sowie die Bedeutung von Sprache im öffentlichen Raum. Entner erörterte das Schicksal der Deportierten und ihrer Hinterbliebenen und die lange blockierte Aufarbeitung. Die Betroffenen fanden es oft schwer, das Erlebte zur Sprache zu bringen, aus Angst vor der Weitergabe von Traumata und dem Zusammenleben mit den Täter:innen.

 

Zur Ausstellung: Künstler:innen wie Verena Gotthardt, Katarina Hartmann, Michael Kristof-Kranzelbinder, Gabriel und Marko Lipuš, Tanja Prušnik und Karl Vouk sind Nachfahren der Vertriebenen und thematisieren in ihren Werken auch die eigenen Familiengeschichten. Prušnik schuf eine Installation mit PE-Folie und Zeichnungen aus dem Buch "Gemsen auf der Lawine" ihres Großvaters Karel Prušnik Gašper. Bilder der Installation sind in der Ausstellung zu sehen. Die Werke von Gotthardt, Lipuš und Vouk tragen ebenfalls zur Erinnerungskultur bei.

Die in der Säulenhalle gezeigten Fahnen erinnern bewusst an die Hakenkreuzfahnen und persiflieren deren Machtanspruch. Als Intervention zeigen sie Bildzitate der Künstler:innen und im Hintergrund Zitate aus dem Roman "Gramoz/Schotter" von Florjan Lipuš.

 

 

 

Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦ 


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