DMZ – MEDIZIN ¦ Anton Aeberhard ¦
Long COVID, auch bekannt als Post-COVID-19-Syndrom und als Teil der Post-Akuten Sequelae von SARS-CoV-2-Infektionen (PASC), beschreibt ein komplexes Krankheitsbild, das bei einigen Patienten nach einer akuten COVID-19-Infektion auftritt. Diese Folgeerscheinungen können mehr als 12 Wochen andauern und sind nicht durch andere Diagnosen erklärbar. Über 200 verschiedene Symptome werden mit Long COVID in Verbindung gebracht, was die Heterogenität der Erkrankung unterstreicht.
Symptome und Dauer von Long COVID
Zu den häufigsten Symptomen zählen Atemnot, Müdigkeit, kognitive Beeinträchtigungen (oft als „Brain Fog“ bezeichnet), Verlust des Geruchssinns (Anosmie), Haarausfall, sexuelle Funktionsstörungen und Schlafstörungen. Die Dauer dieser Symptome variiert stark. Einige Patienten berichten, auch noch zwei Jahre nach der Infektion Beschwerden zu haben. Studien zeigen, dass die Häufigkeit bestimmter Symptome über die Zeit schwankt, was auf einen dynamischen Verlauf der Erkrankung hinweist.
Kardiovaskuläre Auswirkungen
COVID-19 kann langfristige kardiovaskuläre Folgen haben, darunter Myoendokarditis, eine Entzündung des Herzmuskels. Studien haben gezeigt, dass bei bis zu 78% der untersuchten Patienten eine Beteiligung des Herzens nachgewiesen wurde, unabhängig von Vorerkrankungen oder dem Schweregrad der akuten Infektion. Diese kardiovaskulären Auswirkungen sind besorgniserregend, da sie möglicherweise zu einer erhöhten Sterblichkeit nach der Entlassung aus dem Krankenhaus führen können .
Auswirkungen auf die Nieren
Das Angiotensin-konvertierende Enzym 2 (ACE2), das in den Nieren stark exprimiert wird, könnte SARS-CoV-2 den Weg in das Organ ebnen. Akute Nierenschäden bei Long-COVID-Patienten wurden in mehreren Studien dokumentiert. Die vollständige Wiederherstellung der Nierenfunktion bleibt oft aus, was das Risiko für chronische Nierenerkrankungen erhöht.
Neurologische und psychiatrische Folgen
SARS-CoV-2 kann über die Nasenhöhle oder den Blutstrom ins Gehirn gelangen und dort Entzündungen auslösen. Häufige neurologische Symptome sind kognitive Störungen, Kopfschmerzen und Geruchsverlust, die auf anhaltende Entzündungsprozesse im Gehirn zurückgeführt werden. Bildgebende Verfahren wie MRT und PET zeigen strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn von Long-COVID-Patienten. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko für neurodegenerative Erkrankungen, wie Alzheimer, aufgrund der Aktivierung bestimmter Proteine und amyloider Ablagerungen im Gehirn. Es bedarf jedoch weiterer Forschung, um diese Zusammenhänge klarer zu verstehen.
Endokrine und metabolische Störungen
Eine mögliche Dysfunktion der Nebennieren könnte mit Long COVID zusammenhängen. Eine spanische Studie berichtete, dass Patienten mit Long COVID signifikant niedrigere Cortisolspiegel aufwiesen, was auf eine Beeinträchtigung der Nebennierenfunktion hinweisen könnte. Zusätzlich wurde eine Störung des Lipidstoffwechsels sowie eine erhöhte Prävalenz von Fettleibigkeit und Diabetes beobachtet, was das Risiko für langfristige gesundheitliche Komplikationen erhöhen könnte.
Muskuläre und skeletale Beschwerden
Muskel- und Gelenkschmerzen bei Long COVID könnten auf eine übermäßige Entzündungsreaktion oder einen prothrombotischen Zustand zurückzuführen sein. Besonders gefährdet sind ältere Patienten, bei denen Mangelernährung und Muskelabbau (Sarkopenie) eine Rolle spielen. Hier ist eine gezielte Rehabilitation notwendig.
Epigenetische Faktoren und genetische Prädispositionen
Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass epigenetische Veränderungen, wie DNA-Methylierung und veränderte Genexpression, bei Long-COVID-Patienten weit verbreitet sind. Diese Veränderungen könnten zu einer überaktiven Immunantwort und gestörten Stoffwechselprozessen beitragen. Darüber hinaus könnten bestimmte genetische Varianten des ACE2-Gens das Risiko für Long COVID beeinflussen. Diese Erkenntnisse sind vielversprechend, bedürfen jedoch weiterer Bestätigung durch größere Studien.
Schlussfolgerung
Long COVID ist eine komplexe Erkrankung, die mehrere Organsysteme betrifft und weiterhin intensive Forschung erfordert. Ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen ist entscheidend, um gezielte therapeutische Strategien zu entwickeln. Da weltweit Millionen von Menschen betroffen sind, stellt Long COVID eine ernsthafte Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar.
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