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Schweiz - Eine Verteidigerin alter Zöpfe

DMZ –  GESELLSCHAFT ¦ Sarah Koller ¦                       

KOMMENTAR

 

In einer kürzlichen Entscheidung des Ständerats wurde nicht nur eine fragwürdige Weichenstellung getroffen, sondern auch unsere Prioritäten als Gesellschaft in Frage gestellt. Die Debatte drehte sich um die Subventionierung von Gewehrmunition, insbesondere der Gewehrpatrone GP-11. Derzeit subventioniert der Bund diese Munition mit 70 Rappen pro Schuss, und der Ständerat hat beschlossen, diese Subvention beizubehalten, anstatt sie auf die empfohlenen 40 Rappen zu reduzieren. Obwohl dies auf den ersten Blick nach einer geringfügigen Angelegenheit aussieht, hat dies tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und unsere Prioritäten.

 

Die GP-11-Munition findet Verwendung in verschiedenen Armeewaffen, darunter Sturmgewehre, Karabiner und Langgewehre. Der Bundesrat plante, die Subventionierung aufgrund einer Empfehlung der Eidgenössischen Finanzkontrolle Anfang 2024 zu reduzieren. Dies hätte dazu geführt, dass die GP-11-Munition genauso stark subventioniert wird wie die GP-30-Munition, die im Sturmgewehr 90 verwendet wird.

 

Die Entscheidung des Ständerats, diese Subvention aufrechtzuerhalten, wird von vielen als Rückschritt angesehen. Die Frage ist, warum der Staat die Kosten für Gewehrmunition subventionieren sollte, insbesondere angesichts anderer Hobbys und Interessen, die keinerlei staatliche Unterstützung erhalten. Viele Menschen finanzieren ihre Hobbys aus eigener Tasche, und es stellt sich die Frage, warum das Schießen hier eine Ausnahme sein sollte. Die Subventionierung von Munition ist ein untragbarer Zustand ohne sachliche Rechtfertigung, abgesehen vom Egoismus einiger weniger, die ihr Hobby auf Kosten der Allgemeinheit finanzieren möchten.

 

Ein weiteres problematisches Element dieser Entscheidung ist die Tatsache, dass sie in einer Zeit getroffen wurde, in der der Bedarf an finanziellen Ressourcen für wichtige gesellschaftliche Anliegen wächst. Gesundheitsversorgung, Bildung und Umweltschutz sind nur einige Beispiele für Bereiche, die dringend mehr Mittel benötigen. Die Subventionierung von Gewehrmunition sollte nicht Vorrang vor diesen dringenden Bedürfnissen haben.

 

Die Entscheidung des Ständerats wirft nicht nur Fragen auf, sondern wirft auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Prioritätensetzung auf. Es ist an der Zeit, sorgfältig darüber nachzudenken, wie unsere Ressourcen am besten eingesetzt werden können, um die Bedürfnisse unserer Gesellschaft zu erfüllen, ohne falsche Anreize zu setzen oder die Förderung von Gewalt zu unterstützen. Es ist an der Zeit, unsere Prioritäten neu zu bewerten und sicherzustellen, dass unsere finanziellen Mittel dort eingesetzt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden.

 

Die Nachteile von Schützenvereinen

Die bürgerlichen und rechten Parteien der Schweiz, die seit Jahrzehnten die Geschicke und insbesondere die Missgeschicke des Landes lenken, zeigen oft Interesse an Begründungen - oder eigentlich auch nicht. Daher möchte ich hier einige spontan gesammelte Gründe präsentieren, warum die Subventionierung von Schützenvereinen generell überdacht werden sollte. Schützenvereine sind nicht nur aufgrund von Subventionen problematisch, sondern auch aus anderen Gründen:

  • Waffenzugang: Schützenvereine fördern den Zugang zu Schusswaffen, was das Risiko von Unfällen, Selbstverletzungen und Missbrauch erhöhen kann.
  • Sicherheitsrisiken: Trotz Schulungen und Sicherheitsvorkehrungen in Schützenvereinen können Unfälle auftreten, insbesondere wenn Mitglieder unvorsichtig sind.
  • Gesundheitliche Bedenken: Der wiederholte Umgang mit Schusswaffen kann gesundheitliche Probleme verursachen, insbesondere Gehörschäden durch laute Schüsse.
  • Gesellschaftliche Bedenken: Schützenvereine können einige Mitglieder der Gesellschaft beunruhigen oder einschüchtern, insbesondere wenn sie in der Öffentlichkeit als exklusiv oder geheimnisvoll wahrgenommen werden.
  • Suchtpotenzial: Der Schießsport kann süchtig machen und zu finanziellen Belastungen sowie Vernachlässigung anderer Lebensbereiche führen.
  • Soziale Isolation: Intensive Aktivitäten in einem Schützenverein können dazu führen, dass Mitglieder weniger Zeit für soziale Aktivitäten außerhalb des Vereins haben.
  • Politische Kontroversen: Schützenvereine können politisch umstritten sein, insbesondere wenn sie gegen schärfere Waffengesetze oder -kontrollen eintreten. Oder gegen Streichung oder Kürzungen von Subventionen.
  • Öffentliche Sicherheit: Die große Anzahl von Schusswaffen in Schützenvereinen könnte die öffentliche Sicherheit gefährden, wenn diese gestohlen oder missbraucht werden.
  • Umweltauswirkungen: Schiessanlagen und Schießplätze haben massive Umweltauswirkungen, insbesondere wenn sie nicht ordnungsgemäß betrieben oder gewartet werden. Dies kann zur Verschmutzung von Böden und Gewässern führen. Es ist wichtig, dass Schützenvereine Umweltauflagen einhalten und sich um die umweltfreundliche Entsorgung von Munitionskomponenten kümmern.
  • Wildtiere: Die Umgebung von Schützenvereinen birgt das Risiko, Wildtiere zu stören. Die lauten Schüsse können Tiere verschrecken und vertreiben, was insbesondere in Naturschutzgebieten oder in der Nähe von Tierhabitaten ökologische Auswirkungen haben kann. Gleichzeitig werden auch Menschen durch den Lärm belästigt.
  • Tierische Zielscheiben: In einigen Schützenvereinen werden tierische Zielscheiben verwendet, die das Schießen auf lebensechte Darstellungen von Tieren fördern. Dies kann ethische Bedenken hinsichtlich des Tierschutzes und des Respekts vor lebenden Tieren aufwerfen.
  • Wildtierjagd: Einige Schützenvereine sind auch mit der Jagd verbunden, bei der Wildtiere getötet werden. Dies kann Auswirkungen auf die Tierpopulationen und das ökologische Gleichgewicht in bestimmten Regionen haben.

Es scheint, dass die Schweiz alte Gewohnheiten beibehält und veraltete Subventionen aufrechterhält, ohne die wahren Bedürfnisse der Gesellschaft zu berücksichtigen. Es ist an der Zeit, solche Praktiken zu überdenken und sicherzustellen, dass unsere Ressourcen vernünftig und im besten Interesse aller eingesetzt werden.

Ein weiterer alter Zopf, den man längst abschneiden sollte.

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