DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ Viktor Nowak ¦
KOMMENTAR
Der CS-Skandal soll das Image der Schweiz im Ausland beschädigt haben. Wie
bitte? Auf die Finanzwirtschaft mag das zutreffen. Die Vorstellung, dass Banken das Image der Schweiz prägen, finde ich skandalös. Weite Teile unserer Bevölkerung gehen davon aus, dass das Ansehen der Schweiz, international gesehen, gut ist. Gemäß meiner Erfahrung wird die Schweiz im Ausland vorwiegend als friedlich, wirtschaftlich prosperierend, in der Wissenschaft, Forschung, Technologie, als innovativ und touristisch attraktiv eingestuft.
Aber es regnet auch Kritik. Beispiel: Jan Fleischhauer, ein Kolumnist des renommierten deutschen Magazins Focus geht mit der Schweiz hart ins Gericht. Für ihn ist unser Land „e bitzeli käuflich, e bitzeli feig“. Die Schweiz bilde sich viel auf ihre Rechtschaffenheit ein. Es brauche nicht die Credit Suisse, um Zweifel zu bekommen. Schon das Verhalten gegenüber der Ukraine habe gezeigt, dass die Moral oft nur bis zum nächsten Geldautomaten reiche. Mit der Schweiz verhalte es sich ein wenig wie mit China. Jeder erdenkliche Luxus für diejenigen, die sich ihn leisten können. Man dürfe nur nicht nach den Grundsätzen fragen, die das Ganze zusammenhalten. Dieser arrogante „Sauschwab“ soll die Klappe halten, wird es mancherorts heißen. Verständlich. Ich kann dieser Analyse dennoch etwas abgewinnen.
Ich gebe zu bedenken, dass die Mehrheit der Menschen auf unserem Globus nicht mal weiß, dass die Schweiz existiert. Ihr ist unser Land sowas von egal. Ich finde es ätzend, dass sich viele Einheimische als etwas als Besonderes, Einzigartiges fühlen. Diese von meiner Warte aus unverständliche Überheblichkeit wird von Politikerinnen und Politikern, Vertretern und Vertreterinnen der Wirtschaft, ganz besonders von den Medien, gepflegt und von weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert. Mich nervt, dass einige dieses Narrativ widerspruchslos übernehmen. Bedenklich finde ich den Patriotismus aus der politischen rechten Ecke. Sich als den Nabel der Welt fühlen und Staaten, die wirtschaftlich und in Sachen Wohlstand nicht oder weniger mithalten können, verächtlich mit Häme zu beleidigen, empfinde ich als krasse Selbstüberschätzung, eine wenig empathische Frechheit. Ich rate zu mehr Demut und Dankbarkeit.
Die Schweiz hat nur schon in der EU vielerorts ein schlechtes Image. Die Verweigerung eines Beitritts zu dieser Organisation nehmen unserem Land viele Staaten im EU-Raum übel. Die eidgenössische Interpretation der Neutralität stösst auf Unverständnis, besonders die Rolle, die sie betreffend Ukraine-Krieg spielt. Für einige ältere Semester ist sie eine Farce. Sie erinnern sich daran, dass die angeblich neutrale Schweiz im 2. Weltkrieg mit den Nazis dealte und Juden an der Grenze ablehnten, sie in den sicheren Tod zurückschickten.
Einige Schweizer Banken werden im Ausland als Kriminelle, die Geld von jedem Verbrecher annehmen und der Geldwäsche Tür öffnen, verachtet. Oligarchen und reiche Ausländer mit einem dubiosen Ruf stehen im Fokus der Kritik. Fast in jedem Krimi hat der Gangster ein Nummernkonto bei einer Schweizer Bank. Auch der Umgang mit Zuwanderern, Migranten, und Asylanten wird kritisiert. Ich finde, dass die Schweiz die Kraft aufbringen muss, um die genannten Missstände zu beheben. Ich denke, dass die Politik, die Wirtschaft und die Bevölkerung in der Pflicht stehen. Ja, andere Staaten haben teilweise massive Imageprobleme. Das soll nicht als Ausrede dienen, um in der Schweiz dringend notwendige Veränderungen - zum Wohle aller in der Schweiz lebenden Menschen - herbeizuführen, was nicht nur im Ausland zu einer Verbesserung des Images unseres Landes, in dem ich, trotz aller Probleme, gerne lebe, beitragen kann. Ich will stolz auf das Image der Schweiz sein.
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