DMZ – REZEPTE & TIPPS ¦ Silvia Kölbener-Fasel ¦
Dienten Garten, Acker, Wald früher vor allem der Grundversorgung unserer Nahrung, sind sie heute zu einem vielfältigen Spannungsfeld zwischen Mensch, Tier, Umweltschutz, Tourismus, Wissenschaft und Politik geworden. Mit den fast grenzenlosen Forderungen, Möglichkeiten und Diskrepanzen ist die heutige Landwirtschaft wie viele andere Wirtschaftszweige zu einem legendären Schlachtfeld geworden, auf dem mehr oder weniger verantwortungsbewusst gekämpft wird.
Und doch ist sie ihrem Urbedürfnis treugeblieben – sie versorgt uns mit dem Essentiellen, mit Nahrung für Körper, Geist und Seele. Was es heisst, sich nicht zu ernähren, kennen Sie möglicherweise von freiwilligem Verzicht auf Nahrungsaufnahme während einer Krankheit oder Diät etc.. Grosses Thema, welches die meisten Menschen heute in irgend einer Form beschäftigt, ist sicher die Art der Produktion unserer Lebensmittelversorgung. Immer mehr Konsumenten hinterfragen die Quellen der Produkte; das Verlangen diesbezüglich viel Eigenverantwortung zu übernehmen, aber auch Transparenz zu erhalten, fördert offensichtlich viel Gewinn- wie Verlierer-Situationen für den Konsumenten wie für den Produzenten, siebt aber auch die Spreu vom Korn. Ein sensibilisierter Umgang in der Nahrungsbeschaffung und deren Verwertung kann auf spektakuläre Art ökologisch wie finanziell zu einer besseren Bilanz beitragen. Und dies ist auf unserem eigenen Teller bei jeder Mahlzeit möglich.
Wir können ihn unkoordiniert mit jeglichen verlockenden Produkten der vielen Sparangebote füllen oder gezielt eher mit jener Nahrung, die uns ein gesundes Menschenverständnis von Natur aus vermitteln sollte. Meine Erfahrung in der Ernährungsberatung zeigt auch hier – finden Sie eine gute Balance. Zwingen Sie sich zu Nichts, aber lassen Sie sich auch nichts entgehen! Und erfahren Sie möglichst selbst die Konsequenzen aus Ihrem Handeln.
«Seid Ihr kluge Menschen» sagte mir eine ältere Dame, als ich meine Ausbildung zur Ernährungsberaterin startete. Diese Bemerkung geistert mir heute noch oft im Kopf herum, wenn ich mich mit Nahrung befasse – wieviel klüger sind wir diesbezüglich heute wirklich als die Menschen vor Jahren, als die Lebensmittelproduktion und das Verspeisen lediglich ihrer eigentlichen Aufgabe nachkam?
Nach dem Motto «Zweihundertfünfundsechzig Gründe glücklich zu sein» schlage ich heute eine inspirierende Mahlzeit basierend auf einem alten Küchenkraut vor, dem viele positive Eigenschaften nachgesagt werden: Liebstöckel, Maggie- oder Helenenkraut. Bereits die vielen Bezeichnungen dieser Pflanze verraten ihre Menge an Wirkstoffen: Gebärmutterkraut, Gichtwurz, Wasserkräutel etc. Die Pflanze stammt vermutlich aus Persien, wächst wild nur in sehr warmen Gebieten. Heute ist dieser schöne Doldenblütler auch in mitteleuropäischen Gärten als mehrjährige Heilpflanze beliebt. Für Heilzwecke werden die Blätter (Gewürz), die Wurzeln sowie die Samen genutzt. Sie findet dank ihrer grossen Heilkraft in der Medizin vielseitig Verwendung: Bei Infekten, Krämpfen, Nierenleiden, Gicht, rheumatischen Beschwerden, Entzündungen, Hautproblemen und vielem mehr. Liebstöckel enthält unter anderem Kampfer, Apfelsäure, ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe. Zum Würzen werden die Blätter im Frühjahr geerntet, Wurzeln und Samen werden vom Frühling bis zum Spätherbst für Heilzwecke verarbeitet.
Auch im kulinarischen Bereich kann Maggikraut vielseitig verwendet werden. Mit frischen oder getrockneten Blättern können unzählige Gerichte bereichert werden: Suppen, Salate, Fisch, Fleisch, Eintopfgerichte usw.. Tee aus Liebstöckel wirkt verdauungsfördernd. (Schwangere, Allergiker oder Menschen mit Lebensmittelintoleranzen sollen auf Liebstöckel verzichten.)
Hier ein Vorschlag für ein würziges Gemüsegericht mit Liebstöckel: Gefüllte Kohlrabi mit Champignons (4 Personen) und Reis.
4 mittelgrosse Kohlrabi, 1 Bund Maggikraut, 1 Schalotte, 250 Gramm Champignons, wenig Butter, ¼ Liter Gemüsebouillon, 150 Gramm Crème fraîche, Salz, 250 Gramm Trockenreis.
Kohlrabi rüsten und schälen, dabei zartes Kohlrabigrün auf die Seite legen. Von den Knollen einen Deckel wegschneiden. Die Kohlrabi in der Gemüsebrühe oder im Dampf je nach Grösse 10 bis 15 Minuten garen. Nach ca. 10 Minuten die Deckel dazulegen und fertig dünsten. Bereiten Sie in der Zwischenzeit den Reis nach Anleitung des Produktes in leicht gesalzenem Wasser zu. Spülen Sie das Maggikraut unter warmem Wasser gut durch und schneiden Sie es in feine Streifen. Hacken Sie die Schalotte, putzen Sie die Pilze und schneiden Sie sie in feine Scheiben. Dünsten Sie die Schalotte, die Maggikrautstreifen und die Pilzscheiben in wenig Butter kurz an, löschen Sie mit etwas Kohlrabisud ab und fügen Sie am Schluss die Creme fraîche dazu. Füllen Sie die Pilz-Crème-fraîche-Mischung in die ausgehölten Kohlrabi, geben Sie die Deckel darauf und dekorieren mit den zurückbehaltenen Kohlrabi-Blättern. Richten Sie das Gemüse mit dem Reis auf 4 warme Teller an. Guten Appetit.
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